Wer ist Priska Bucher?

Der Einsatz für Bildung und Wissensvermittlung zieht sich wie ein roter Faden durch meine berufliche Tätigkeit. Bildungsfragen und wirtschaftliche sowie politische Aspekte von Chancengleichheit waren Schwerpunkte meines Studiums der Soziologie und mit der Mediennutzung bzw. dem Leseverhalten verschiedener Zielgruppen habe ich mich im Rahmen meiner Forschungstätigkeit und Promotion an der Universität Zürich vertieft befasst. Meine Tätigkeit an der Zentralbibliothek Zürich (ZB) habe ich 2004 als Fachreferentin begonnen und war zuletzt als GL-Mitglied und Bereichsleiterin Liaison Services und Bestandsentwicklung tätig. Nebst meinem Interesse an und meiner Erfahrung in der Welt der Wissenschaft und Forschung war mir immer auch der Zugang zu Wissen und Informationen für die breite Bevölkerung ein Anliegen. Ich habe mich über zehn Jahre in der Kantonalen Bibliothekskommission des Kantons Zürich engagiert, die für öffentliche Gemeinde- und Schulbibliotheken zuständig ist und die damals, als es die Fachstelle Bibliotheken noch nicht gab, sowohl stark strategisch als auch operativ aktiv war.

Am Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM, dessen Leitung ich innehatte, engagierte ich mich dafür, schweizweit möglichst allen Kindern von klein auf den Zugang zur Welt des Lesens und der Geschichten zu ermöglichen. Lesekompetenz als Basis für die aktive Teilhabe in einer demokratischen Gesellschaft ist nach wie vor zentral, auch im digitalen Umfeld, welches sogar noch komplexere Anforderungen an die Fertigkeiten im Umgang mit Informationssuche und -bewertung stellt.  

Als Ausgleich zu meiner beruflichen Tätigkeit sind mir Wanderungen in den Bergen und ausgedehnte Spaziergänge im Zürcher Wald wichtig. Ich besuche zudem gerne kulturelle Veranstaltungen aller Art. Freunde zu treffen, etwas zu kochen und sich auszutauschen oder mir Zeit zu nehmen, um ein packendes Buch zu lesen – dies sind für mich sehr kostbare Stunden. Organisatorisch immer schwieriger wird es, Zeit mit meiner bald volljährig werdenden Tochter zu verbringen – umso mehr geniesse ich Aktivitäten oder gemeinsame Erholungsmomente mit ihr.

Mit dem Start als Direktorin der ZB kehren Sie an die alte Wirkungsstätte zurück. Was ist für Sie die ZB, was zeichnet die Bibliothek aus? Wie haben Sie die ZB in den vergangenen Jahren von aussen wahrgenommen?

Als Zürcherin ist die ZB für mich eine der bedeutenden Zürcher Bildungs- und Kulturinstitutionen. Sie bietet jährlich rund 900’000 Besuchenden Zugang zu Wissen und zu kulturellem Erbe. Für Maturanden und Studierende ist die ZB ein Ort, an dem sie zu all ihren Fragestellungen Literatur finden, aber auch ein ruhiger Lernplatz in der ZB wird – gerade während Prüfungszeiten - sehr geschätzt. Forschende der Universität Zürich, aber auch aus anderen nationalen und internationalen Hochschulen sind voll des Lobes über die Tiefe des Bestandes und die hervorragenden Services, die geboten werden. Auch ausserhalb des akademischen Umfeldes ist die ZB für viele eine «Schatztruhe»: für Oberstufenlehrpersonen, die zu bestimmten Themen vertieften Input suchen, für Zürcherinnen und Zürcher, die Dokumente über ihre Vorfahren oder ihre Wohngemeinde suchen, für Musikbegeisterte, die in der Musikabteilung fündig werden, um nur ein paar Beispiele zu nennen. 

Die ZB ist zudem auch ein Ort der Begegnung. Mehrere Generationen von Studierenden haben hier einen Grossteil ihrer Lernzeit verbracht, Freunde getroffen und neue Bekanntschaften geschlossen.  Bei aller Tradition ist es eindrücklich, wie sich die ZB in den letzten Jahren und Jahrzehnten weiterentwickelt hat. Digitale Angebote, sowohl was den Bestand als auch die Services angehen, stehen heute selbstverständlich zur Verfügung. Auch die Räumlichkeiten werden den Anforderungen der Zeit immer wieder angepasst. Es ist der zentrale Standort in der Altstadt, der enorme Schatz an aktuellen und historischen Beständen und die Schnittstelle von Wissenschaft und Freizeit, die die ZB besonders macht. Hier kann man sich aufhalten, findet Antwort auf konkrete oder weiterführende Fragen, kann von der Expertise fachkundiger Mitarbeitenden profitieren oder sich an Veranstaltungen weiterbilden und in gemeinsamen Diskussionen den Horizont erweitern.

Heute ist Ihr erster Arbeitstag. Auf was freuen Sie sich am Meisten?

Ganz konkret hat es mich schon gefreut, am frühen Morgen über die Rudolf-Brun-Brücke zur ZB zu gehen, den Blick über die Limmat auf ETH, Universität Zürich, Grossmünster und Richtung Zürichsee und Berge schweifen zu lassen. Das ist jeweils ein Moment, in dem ich meinen Bezug zu Zürich bemerke und gut nachvollziehen kann, dass viele Touristinnen und Touristen unsere Stadt besuchen und erleben wollen. 

Hier an der ZB freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit den über 230 Mitarbeitenden, die sich alle tagtäglich dafür einsetzen, dass unsere Kundinnen und Kunden rasch, unkompliziert und kompetent beraten zu ihren Informationen kommen. An der ZB arbeiten Menschen mit verschiedenen Erfahrungshintergründen und Fachkompetenzen in ganz unterschiedlichen Arbeitsgebieten. Mit ihnen gemeinsam unsere Dienstleistungen stetig zu optimieren und an die Bedürfnisse unserer Kundschaft anzupassen – das ist für mich sinnstiftend und wertvoll. 

Im Austausch mit Kundinnen und Kunden und Partnerorganisationen gute Lösungen zu erarbeiten, ist mir wichtig, daher freue ich mich darauf, die Bedürfnisse unserer Benutzenden noch genauer kennen zu lernen und mit verschiedenen Partnerinstitutionen zusammenzuarbeiten. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Kooperation mit der Universitätsbibliothek Zürich zu. Gemeinsam bieten wir beste Services für Studierende, Lehrende und Forschende der Universität Zürich an und arbeiten daran, Wissen und Daten noch vermehrt offen, zielgruppenspezifisch und bedarfsgerecht zugänglich und nutzbar zu machen. 

Als wissenschaftliche Bibliothek mit dem Schwerpunkt Sozial- und Geisteswissenschaften für alle Interessierten da zu sein, umfassende Informationsangebote zu bieten und als traditionsreiche Zürcher Institution mit wichtigen kulturhistorischen Beständen auch Vorbild zu sein, Brücken zu schlagen zwischen Tradition und Moderne, Archivbeständen und digitalen Zugänge, zwischen Alt und Neu, Geschichtsbewusstsein und Reflexion zu bewahren, und gleichzeitig Vorteile technischer Neuerungen zu nutzen – dies ist mir wichtig. 

Und zu guter Letzt freue ich mich ganz generell darauf, den Weg in die Zukunft weiterzugehen, Innovationen voranzutreiben, Trends aufzunehmen und an der ZB ein Forum des Austauschs und der Reflexion anzubieten, das allen Interessierten offensteht und etwas zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft beiträgt.