Munzinger Online

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Das Portal Munzinger Online vereint eine ganze Reihe bedeutender Standardwerke. Die Teildatenbanken können gemeinsam oder separat durchsucht werden.
Die Wörterbücher von DUDEN Sprachwissen beantworten alle möglichen Fragen rund um die deutsche Sprache. In Munzinger Länder (Fortführung des Internationalen Handbuchs) und der Munzinger Chronik gibt es stetig aktualisierte Einträge zu allen Ländern und dem Weltgeschehen seit 1986, während Munzinger Personen mehr als 32'000 Kurzbiographien bietet (Internationales Biographisches Archiv).

Komponisten der Gegenwart KDG verzeichnet die Koryphäen der Musikkomposition seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Die beiden Kritischen Lexika zur deutsch- bzw. fremdsprachigen Gegenwartsliteratur KLG und KLfG werden thematisch durch die Literaturzeitschrift Neue Rundschau ab ihrer Erstausgabe 1890 ergänzt. In Filmdienst schliesslich sind fast 40'000 Filmkritiken der gleichnamigen Zeitschrift gesammelt.

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- Stephan Schmid
E-Medien

Dissonanzen in «Alt Helvetien»

Henri Abraham Chatelain : Carte ancienne de la Suisse avec des remarques abregées sur les divers événemens et revolutions qui y sont arrivées, et particulièrement celles qui ont donné lieu à leur liberté. Amsterdam: [chez l’Honoré & Châtelain], [1705−1739], https://doi.org/10.3931/e-rara-78150.

Das Blatt Carte ancienne de la Suisse avec des remarques abregées sur les divers événemens et revolutions qui y sont arrivées, et particulièrement celles qui ont donné lieu à leur liberté stammt aus der Sammlung des Zürcher Zeichners und Buchhändlers Leonhard Ziegler zum Egli (1782−1854), der mit seiner Donation den Grundstein für die Graphische Sammlung der Zentralbibliothek Zürich legte und einen bedeutenden Beitrag zum Bestand der Kartensammlung leistete. In seinem Katalog listet er die Tafel unter dem Namen Alt Helvetien auf. Seinem Eintrag ist zudem zu entnehmen, dass die Tafel um 1708 in Amsterdam in Henri Abraham Chatelains Atlas historique ou nouvelle introduction à l'histoire, à la chronologie et à la géographie ancienne et moderne erschienen ist.

Die Carte ancienne de la Suisse gibt in Text, Bild und Karte die Geschichte der Alten Eidgenossenschaft wieder. Bei näherer Betrachtung der Tafel offenbaren sich erstaunliche Dissonanzen zwischen Text, Bild und Karte. Die Karte soll das Gebiet der Alten Eidgenossenschaft zeigen, jedoch sind nicht wie zu erwarten die Namen der drei Waldstätten darin eingetragen, sondern Canton D’Untervald, Canton D’Uri und Canton d’Appenzell. Letztgenannter wurde jedoch erst 1411 zugewandter Ort und auch erst 1513 als Vollmitglied der Eidgenossenschaft aufgenommen.

Dieselben Kantonsnamen finden sich auch bei einer der sechs Historien, die unterhalb von Text und Karte angeordnet sind. In der Mitte unten wird der Bündnisschwur «Ligue d’Ury, Apenzel, et Unterval» dargestellt. Die genannten Namen auf der zugehörigen Titelleiste am unteren Rand stehen im Widerspruch zu den im Bild dargestellten Wappen von Uri, Schwyz und Underwalden, welche auf die Landeszugehörigkeit der Schwörenden verweisen. Die Nennung von Uri, Underwalden und Appenzell als ursprüngliche Bündnispartner der Eidgenossenschaft, deren Zusammenschluss die Freiheit der Schweiz begründet haben soll, widerspricht auch dem Text auf der rechten Seite der Karte. Hier wird Wilhelm Tell als «un des Principaux» des Landes Uri beschrieben, der sich der despotischen Herrschaft widersetzte und nach dem Tyrannenmord seine Landsleute dazu aufrief, das Joch der fremden Obrigkeit abzuschütteln. Werner Stauffacher aus dem Kanton Schwyz, Walter Fürst aus Uri und Arnold von Melchtal aus Unterwalden unterstützten sein Ansinnen und legten mit ihrem Schwur den Grundstein der Eidgenossenschaft; ein Vertreter Appenzells wird jedoch hier nicht erwähnt.

Diese spannenden, feinen Dissonanzen zwischen Text, Bild und Karte auf der Carte ancienne de la Suisse, deren Ursprung noch ergründet werden muss, mindern keineswegs den besonderen Wert des Atlas Historique, aus dem das Blatt stammt. Das siebenbändige Werk Chatelains, das rund 300 Karten, Ansichten von besonderer Qualität, Pläne, Tabellen sowie heraldische und genealogische Tafeln umfasst, bleibt ein monumentales Werk und eine einzigartige Quelle der Historiografie des beginnenden 18. Jahrhunderts.


- Ylva Gasser
Karten und Panoramen

Wissenschaftliches Arbeiten im digitalen Zeitalter

Foto: unsplash.com, Marvin Meyer

Das Frühlingssemester hat begonnen, und viele Bachelor-Studierende besuchen Einführungskurse zum wissenschaftlichen Arbeiten. Die Vermittlung wissenschaftlicher Denk-, Arbeits- und Schreibkompetenzen ist eine zentrale Herausforderung jedes Studiengangs – und für Studierende eine der komplexesten Lernaufgaben. Durch neue Technologien hat sich diese Herausforderung nochmals erweitert. Künstliche Intelligenz und andere digitale Werkzeuge erleichtern das wissenschaftliche Arbeiten nicht nur, sondern verändern es grundlegend. Damit wachsen auch die Anforderungen an Informations- und Medienkompetenzen – nicht zuletzt, um Fakten von Falschinformationen in der Wissenschaft unterscheiden zu können.

Die ZB bietet nicht nur eine Auswahl hilfreicher Titel in ihren Beständen (und viele weitere, je nach Suchstrategie), sondern auch praxisnahe Schulungen durch unsere Fachkolleg*innen. Wer sich lieber kompakt und digital über Mittag weiterbilden möchte, dem seien unsere Coffee Lectures empfohlen: In 30 Minuten erhalten Sie wertvolle Tipps zu KI, Recherchetools, Informationsmanagement und weiteren Themen aus der Forschungswelt.


- Christina Saumweber
Liaison Services

Brockhaus Enzyklopädie Online

Bild: Brockhaus

Neue Auflagen des Brockhaus werden keine mehr gedruckt. Doch im World Wide Web lebt die Enzyklopädie, deren Geschichte bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurückreicht, weiter. Angereichert mit multimedialen Elementen und zahlreichen Verweisen und Verlinkungen zwischen den Artikeln wurde das bedeutende Standardwerk ins Internetzeitalter überführt.

Dank der Sprachausgabe, Lesehilfen und einem integrierten Übersetzer kann die Nutzung individuellen Bedürfnissen angepasst werden. Die Inhalte decken alle möglichen Themenbereiche ab, sind redaktionell geprüft und werden regelmässig aktualisiert. Damit ist für Verlässlichkeit gesorgt, die in unserer schnelllebigen Zeit oft zu wünschen übriglässt.

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- Stephan Schmid
E-Medien

Fotokünstlerischer Vorlass von Eduard Widmer

Im vergangenen Jahr schenkte Eduard Widmer (*1932) der Zentralbibliothek Zürich seinen fotokünstlerischen Vorlass mit Schweizer Motiven. Nach einer Lehre als Postbeamter absolvierte er von 1959 bis 1962 die Fachklasse für Fotografie bei Walter Binder und Serge Stauffer an der damaligen Kunstgewerbeschule Zürich. Anschliessend war er im Werbeatelier von Josef Müller-Brockmann und für die Expo 64 in Lausanne tätig. Bereits 1965 machte Eduard Widmer sich selbständig.

Seine Aufnahmen erschienen in den Kulturzeitschriften DU und Turicum sowie im Magazin des Tages-Anzeigers. Ab Mitte der 1960er-Jahre veröffentlichte er seine Fotografien in Einzelpublikationen in den Verlagen Atlantis, Office du Livre, Ex Libris, Haupt und Zytglogge: Guarda, Das Engadinerhaus und Das grosse Burgenbuch der Schweiz erfuhren enorme Popularität. 1984 und 1991 folgten Führer und Buch zu den Forschungs- und naturwissenschaftlichen Ausstellungen Phänomena und Heureka in Zürich.

Neben der Schweiz galt Eduard Widmers künstlerisches Interesse der Türkei, wo zwischen 1958 und 1978 eindrückliche Fotoreportagen osmanischer und byzantinischer Architektur sowie seldschukischer Kunst entstanden. Eine Auswahl an Fotografien erschien 2019 unter dem Titel Türkei 1958–1978. Politik, Religion und Gesellschaft im Alltag. Neben den kunst- und architekturhistorischen Motiven nehmen soziale Themen einen grossen Raum im Schaffen von Eduard Widmer ein. Unter dem Titel Soziale Berufe fotografierte er über Jahrzehnte hinweg Szenen aus der Alten-, Kranken- und Hauspflege und aus Kindertagesstätten.


- Jochen Hesse
Graphische Sammlung

Von der Avantgarde ins Museum: 100 Jahre Surrealismus

Von der Avantgarde ins Museum: 100 Jahre Surrealismus

2024 stand das Surrealismus-Jubiläum weltweit im Rampenlicht. Was aus diesem Anlass publiziert wurde, finden Sie in der Zentralbibliothek. Hier eine kleine Auswahl: In Brüssel startete eine Wanderausstellung, die an jedem Ort neue Facetten des Surrealismus hervorhebt – 2025 in der Hamburger Kunsthalle. In Lausanne ging man den spielerischen Seiten dieser Avantgardebewegung nach, in Deutschland zeigte man, was Alberto Giacometti mit ihr zu tun hat, und andernorts wurden Spuren des Surrealismus in Italien präsentiert.

Ist Surrealismus noch relevant? Wo sieht man Surrealistisches in heutigen Bildern? Auch auf solche Fragen erhalten Sie jetzt neue Antworten – und zwar bei uns in der Zentralbibliothek.


- Lothar Schmitt
Liaison Services

Titelbild Startseite: Reproduktion von l'Ultrameuble von Kurt Seligmann



Weltweites Unikat aus dem 16. Jahrhundert


Peter Riedemann: Rechenschafft unserer Religion, Leer und Glaubens, ohne Ort und Jahr. (ZBZ, Abteilung Alte Drucke, RP 140).

Niemand würde denken, dass das kleine Büchlein im Sedezformat, das wir heute vorstellen, eine rege Geschichte hinter sich hat. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert, als die Täuferbewegung als Abspaltung von Zwinglis Reformation im Kanton Zürich stark verfolgt wurde. Vermutlich gelangte es mit hutterischen Missionaren aus Osteuropa hierher.

Die täuferische Gruppierung der Hutterer stammte aus dem Tirol und genoss in Mähren bis 1622 weitgehende Glaubensfreiheit. Von 1574 bis 1617 kamen immer wieder hutterische Missionare in die Eidgenossenschaft und ermutigten ihre Glaubensgenossen, auf einen ihrer Brüderhöfe auszuwandern, wo sie keinen Repressionen mehr ausgesetzt waren. Im Zeitraum zwischen 1593 bis 1622 gab es in Mähren rund 20'000 Hutterer auf 74 hutterischen Brüderhöfen, wo zahlreiche Familien in Gütergemeinschaft zusammenlebten. Richtschnur ihres Glaubens war das vorliegende Büchlein ihres Lehrers Peter Riedemann mit dem Titel Rechenschafft unserer Religion, Leer und Glaubens

Nicht alle Zürcher Täufer waren über die Missionare aus Mähren und ihre Literatur erfreut. Viele lehnten verschiedene Aspekte der hutterischen Theologie ab. So bemerkte etwa der Täuferlehrer Hans Müller von Dürnten anlässlich eines Verhörs trocken, dass er mit diesen Büchern nichts zu tun habe. Die Zürcher Obrigkeit war sich der lehrmässigen Unterschiede zwischen den Hutterern und den hiesigen Täufern hingegen nicht bewusst. Das geht aus der 600 Seiten starken, antitäuferischen Abhandlung Der arme Zoller des Wädenswiler Pfarrers Jakob Vollenweider hervor, worin er verschiedene Täufergruppen in den gleichen Topf warf, und auch aus der theologischen Auseinandersetzung mit dem Täufertum, welche die Kirchen- und Schuldiener am 10. Mai 1612 verfassten (heute im Staatsarchiv Zürich). Die Pfarrer zitierten darin wörtlich aus dem vorliegenden Druck, als wäre er ein repräsentatives Werk der Zürcher Täufertheologie.

Die Ausgabe in der Zentralbibliothek Zürich ist ein weltweites Unikat.


- Urs Leu
Alte Drucke und Rara

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