Manuell und maschinell transkribieren mit e-manuscripta

Bei den drei grossen Schweizer Portalen für gedruckte Dokumente – e-rara.ch, e-periodica.ch und e-newspaperarchives.ch - wurden die Texte bereits mit dem OCR-Texterkennungsverfahren erschlossen. Es wurden grosse Mengen an Scans verarbeitet und durchsuchbar gemacht. So ist es nun möglich, nach Wörtern zu suchen, die innerhalb eines Artikels oder Buches vorkommen und diese Textstellen direkt anzusteuern.

Herausforderung Handschrift

Im gleichen Stil möchten wir die handschriftlichen Dokumente besser zugänglich machen. Da die Schriften aber viel unregelmässiger und für eine Maschine um einiges schwieriger zu erkennen sind, haben wir ein Transkriptionsprogramm eingerichtet, bei dem die Abschriften von Hand erstellt werden.

Indem an möglichst vielen Stellen gleichzeitig transkribiert wird, soll der Gesamtbestand an erschlossenen und durchsuchbaren Texten kontinuierlich wachsen. Jede interessierte Person kann sich beteiligen und ganz frei aus allen aufgeschalteten Dokumenten eine Seite auswählen und diese transkribieren.

Editor

Nebst einer reinen Textabschrift können auch Anmerkungen und Erläuterungen zu Personen, Orten oder inhaltlichen Aspekten hinzugefügt werden. Solche Zusätze lassen sich bis jetzt noch nicht zuverlässig von der Maschine erstellen. Allerdings werden mit künstlicher Intelligenz schon erstaunliche Resultate erzielt – da gelingt durchaus die Identifikation einer genannten Person mittels Analyse der umstehenden Texte.

Die Maschine holt auch bei Handschriften auf

In der Zwischenzeit hat sich auch die maschinelle Verarbeitung von handschriftlichen Dokumenten weiterentwickelt und es können immer mehr Schriften erkannt werden. Da eröffnet sich eine neue Möglichkeit, eine grosse Zahl von Seiten zu bearbeiten, wie es von Hand nicht denkbar wäre.

So wollen wir nun mit der maschinellen Verarbeitung im Programm der HTR-Anwendung Transkribus starten. Mit einem Beispieltitel wurde hier im ersten Durchgang das Layout erfasst und jede Zeile mit blauer Farbe markiert. Diese Koordinatengebung erlaubt es später, Suchtreffer per Highlighting auf dem Bild zu markieren, wie es durchaus üblich ist bei OCR-Dateien, wie beispielsweise in e-rara.

Training mit spezifischer Handschrift

In weiteren Durchgängen werden vorhandene Schrift-Modelle angewendet, um möglichst viel Text zu erkennen. Wenn die Modelle nicht gut passen, sollten zuerst von einer Handschrift möglichst viele Seiten manuell transkribiert werden. Etwa 100 Seiten werden empfohlen. Diese Trainingsdaten können verwendet werden, um weitere Seiten der gleichen Handschrift maschinell zu bearbeiten.

Bei e-manuscripta haben wir das Problem, dass wir von ganz vielen verschiedenen Handschriften jeweils nur eine überschaubare Menge an Text haben. Vielleicht etwa 10’000 Seiten pro Handschrift als äusserstes Maximum – bei total 862'593 auf der Plattform vorhandenen Seiten. Das bedeutet, wenn wir Transkribus anwenden möchten, sind wir eher auf die bereits vorhandenen Modelle angewiesen. Und können dann bei besonders prominenten Schreiberhänden eine gewisse Vertiefung erarbeiten. Wenn beispielsweise eine umfangreiche Edition vorliegt, bietet sich eine gute Ausgangslage für die Bearbeitung eines solchen Bestandes.


Leiterin Geschäftsstelle e-manuscripta.ch

Die klingende Bibliothek

«Ne tirez pas sur le pianiste» – unter dieses Motto hätte man das letzte ZB-Konzert stellen können. Der Pianist André Desponds improvisierte über vier Takte, die der Zürcher Musikverleger Hans Georg Nägeli in seiner Erstausgabe der G-Dur Sonate op. 31,1 von Beethoven hinzugefügt hatte.

Beethoven, Ludwig van: Deux sonates pour le piano forte [op. 31,1-2]. Zuric : Naigueli, [1803?]. Zentralbibliothek Zürich, Mus WG 75: 5 / Public Domain Mark

«Wo steht das, zum Teufel?» Das war die erboste Reaktion Beethovens als Ferdinand Ries ihm die Sonate aus der frisch aus Zürich eingetroffenen Erstausgabe vorspielte. In der Folge liess er eine Neuausgabe der Sonate in einer «Edition très correcte» bei Nikolaus Simrock in Bonn drucken.

Die Edition von Nägeli und zahlreiche weitere wertvolle, alte und teils auch unikale Musikdrucke finden sich insbesondere in den Beständen der früheren Stadtbibliothek und der Bibliothek der Allgemeinen Musik-Gesellschaft Zürich.

200 musikalische Nachlässe

Die Musikabteilung der Zentralbibliothek hütet zudem rund 200 Nachlässe von Komponisten, Musikerinnen und Musikwissenschaftlern sowie einige Chor-, Orchester- und Verlagsarchive. Diese Musikalien, Tonträger und Archivalien stehen neben dem «normalen» Ausleihbestand im Lesesaal der Musikabteilung, teils auch digitalisiert auf der Plattform e-rara, Forschenden, Musikerinnen und Musikern und anderen Interessierten zur Verfügung.

Kammermusik im Predigerchor

Weil Musik aber erst richtig lebt, wenn sie erklingt, organisiert die Musikabteilung seit mittlerweile zwanzig Jahren die «Mittagsmusik im Predigerchor». In dieser Konzertreihe kommen unsere musikalischen Schätze in Kombination mit Werken aus dem gängigen Konzertrepertoire zur Aufführung. Das nächste Mal am 9. Dezember mit dem Violinduo Marina Yakovleva und Misha Yakovlev.

Konzertimpression: Das Ensemble Shiki spielt Kammermusik.

Musik und Wissenschaft

In Kooperation mit der Allgemeinen Musik-Gesellschaft Zürich, dem Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Zürich und anderen Partnern, zuletzt Prima volta und dem Verein Hommage Alexander Schaichet , pflegt die Musikabteilung auch besondere Konzertformate, die sich an der faszinierenden Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft bewegen.

Auf grosses Interesse stossen die szenischen Lesungen. Im nächsten April soll die dritte Lecture performance «Alexander Borodin (1833-1887) - Chemiker und Komponist» zur Aufführung kommen.

Beliebt sind auch kommentierte Konzerte wie «I dilettosi fiori – spätmittelalterliche Instrumentalmusik» am 27. November: Corina Marti, Clavisimbalum und Flöten, und Inga Mai Groote, Professorin am Musikwissenschaftlichen Institut, präsentieren Werke von Guillaume Machaut und anderen.

Wenn Sie einen unserer Anlässe besuchen möchten, reservieren Sie bitte unter musik@zb.uzh.ch einen Platz. Aufgrund der aktuellen Situation ist die Platzzahl beschränkt.


Leiterin Musikabteilung

Neue Bibliotheksplattform «swisscovery»

Schon lange arbeitet die ZB mit anderen Schweizer Bibliotheken zusammen. Nun schliessen sich 475 wissenschaftliche Bibliotheken in der Swiss Library Service Platform, kurz SLSP, zusammen. Die Einführung des neuen Bibliothekssystems und des neuen Suchportals «swisscovery» bringt einige Änderungen für unsere Kundinnen und Kunden mit sich.

Was ist SLSP?

Das Kooperationsprojekt SLSP Swiss Library Service Platform hat die ZB, wie viele andere Schweizer Hochschulbibliotheken, in den letzten Jahren intensiv beschäftigt. Es wurde eine zentrale Dienstleistungsplattform für wissenschaftliche Bibliotheken errichtet. Bereits seit 2015 haben sich Mitarbeitende der ZB am Projekt SLSP beteiligt. Als Gründungsaktionärin war die ZB bei der Geburtsstunde der Aktiengesellschaft SLSP dabei. SLSP löst den IDS- und den NEBIS-Verbund ab.

Der ALPZUG

Für die ZB und die UZH-Bibliotheken war der Wechsel zu SLSP eine einmalige Gelegenheit, ihre Zusammenarbeit zu intensivieren. Sie werden innerhalb des Bibliothekssystems eine Einheit bilden. Unter dem Namen ALPZUG (Alma Primo ZB UZH gemeinsam) packten sie deshalb 2018 das Umstiegsprojekt miteinander an. Der sprechende Projektname hat sich bewährt: Zusammen haben wir uns auf den Weg auf die Alp gemacht. Wir befinden uns nun im letzten, steilsten Stück des Aufstiegs, die Alphütte lässt sich aber bereits erspähen.

Vorbereitungen unter Hochdruck

Kolleginnen und Kollegen aus fast allen Abteilungen der ZB, aus der Hauptbibliothek und aus den Institutsbibliotheken der UZH sind ins ALPZUG-Projekt involviert. Es wurden Absprachen mit anderen SLSP-Bibliotheken getroffen, Daten bereinigt, die neue Software getestet und konfiguriert, Workflows angepasst und Schulungsunterlagen erarbeitet. Diesen Herbst werden alle Bibliotheksmitarbeitenden im neuen System geschult. Sorgfältig wurden auch die Abläufe geplant, die die Dienstleistungen für die Kundinnen und Kunden der Bibliotheken betreffen.

Synergien werden genutzt

Das neue Bibliothekssystem und die neue Suchoberfläche bringen bedeutende Veränderungen in der internen Verwaltung. Ausserdem werden Arbeiten an SLSP ausgelagert und die Bibliotheken können neue Synergien nutzen. So wird auch die ZB entlastet, um neue lokale Angebote zu entwickeln.

Neue Suchoberfläche

Ab Dezember 2020 werden die Bestände der ZB und der UZH-Bibliotheken über die neue Rechercheplattform «swisscovery» durchsuchbar und zugänglich sein. Dort finden Sie auch Dokumente der anderen wissenschaftlichen Bibliotheken der Schweiz. Das bisherige Rechercheportal sowie die NEBIS-Recherche und swissbib werden eingestellt.

Schweizweiter Kurier

Vereinfacht wird das Bestellen aus anderen Bibliotheken: Bücher aus Bibliotheken, die am SLSP-Courier teilnehmen, werden Sie sich gegen eine kleine Gebühr in die ZB – oder in eine andere Wunschbibliothek – liefern lassen können. Es werden deutlich mehr Bibliotheken am SLSP-Courier teilnehmen als bisher am IDS-Kurier, das Angebot vergrössert sich also.

Registrierung und kurzer Ausleihstopp

Bisherige und neue Kundinnen und Kunden müssen sich neu registrieren. Sie werden schweizweit ein einziges Konto haben und werden künftige Änderungen an ihren persönlichen Daten selber vornehmen. Anfang Dezember wird es während einiger Tage nicht möglich sein, Bücher und andere Dokumente auszuleihen. Darüber werden wir Sie beizeiten informieren, damit Sie Gelegenheit haben, Ihre benötigten Dokumente rechtzeitig zu bestellen und auszuleihen.



ALPZUG-Projektkoordinatorin

Die Zentralbibliothek als Hüterin alter Schätze

Die Zentralbibliothek Zürich ist den meisten als moderne Hochschulbibliothek bekannt, die ihre Nutzerinnen und Nutzer mit aktueller Literatur in elektronischer und analoger Form versorgt und darüber hinaus ein vielfältiges Serviceangebot für Studierende und Forschende bereithält.

Nicht alle wissen, dass die Zentralbibliothek in ihren Spezialsammlungen auch Schätze von internationaler Bedeutung hütet: Kostbare Drucke, Nachlässe bedeutender Personen, seltene Kartenwerke, Musikautographen, Kunstwerke, Verlags- und Firmenarchive und mittelalterliche Handschriften.

Vorträge, Führungen und Ausstellungen

Neben der Konservierung, Erschliessung und Bereitstellung zur Benutzung von historischen Dokumenten ist es eine Kernaufgabe der Bibliothek, der Öffentlichkeit Kenntnisse über diese Dokumente zu vermitteln. Dies geschieht in Vorträgen, Einzelführungen und immer auch schon in Ausstellungen. Die im Jahr 2014 neu gestaltete und mit moderner Technik ausgestattete Schatzkammer, also das unterste Geschoss des Predigerchors, bietet einen idealen Rahmen für thematische Ausstellungen jeden Zuschnitts. Gemeinsam ist allen ZB-Ausstellungen, dass besonders bedeutende Dokumente oder Objekte aus den eigenen Sammlungen erklärt und kontextualisiert werden. Durch das Sammlungsprofil der Bibliothek ist meist auch ein deutlicher Zürich-Bezug gegeben.

«Krieg und Frieden» - Schweizer Bilderchroniken in der ZB

Aktuell ist in der Schatzkammer die Ausstellung «Krieg und Frieden – Bilderchroniken aus der Frühzeit der Alten Eidgenossenschaft» zu sehen. Die sogenannten Schweizer Bilderchroniken sind eine Reihe reich bebilderter und prächtig ausgestatteter handschriftlicher Chroniken, in denen ab dem 15. Jahrhundert zunächst einzelne Schweizer Städte stolz ihre eigene Vergangenheit darstellten. Da auch die Geschichte der anderen Orte stets mit einbezogen wurde, nahmen diese Werke zunehmend den Charakter von gesamteidgenössischen Chroniken an. Die Zentralbibliothek hütet einige der schweizweit bedeutendsten dieser Handschriften: Die Tschachtlanchronik als erste Schweizer Bilderchronik überhaupt, die «Grosse Burgunderchronik» von Diebold Schilling d.Ä. und die Zürcher Edlibachchronik. Hier geht es zur Ausstellung mit ihrem reichhaltigen Begleitprogramm.

Zugang zu historischen Materialien für alle

Die Vermittlung kulturellen Wissens in Ausstellungen ist, wenn diese auch noch so attraktiv gestaltet sein mögen, in ihrer Reichweite stets limitiert – räumlich wie zeitlich. Die ausgestellten Handschriften oder anderen kostbaren Objekte können zwar ansprechend präsentiert und erklärt werden; eine wirkliche Annäherung an die Exponate ist aber nicht möglich. Deshalb nutzt die Zentralbibliothek seit Jahren die Möglichkeit, besonders wichtige Handschriften, Graphiken, Karten oder Drucke der Allgemeinheit auf www.e-manuscripta.ch oder z.T. auch anderen Plattformen wie www.e-codices.ch kostenfrei digital zur Verfügung zu stellen. Im Zuge der Ausstellung wurden so einige der Schweizer Bilderchroniken aufwändig digitalisiert und aufgeschaltet: Eine Liste findet sich hier.

Analoge und digitale Nutzung

Die Digitalisierung wichtiger Materialien aus den Sammlungen der Zentralbibliothek wie auch anderer Bibliotheken und Archive garantiert Interessierten auf der ganzen Welt einen unkomplizierten Zugang zu kulturgeschichtlich bedeutsamen Dokumenten. Auch die Originale können auf diese Weise geschont und besser für die Zukunft erhalten werden. Die digitale Darbietung hat aber auch ihre Grenzen: Die besondere Materialität einiger Dokumente ist nur unzureichend nachvollziehbar, etwa wenn Seiten eingeklebt oder Textteile überschrieben wurden. Die analoge und digitale Nutzung historischer Ressourcen sind deswegen keine Alternativen, sondern nur gemeinsam wirklich sinnvoll und fruchtbar: Probieren Sie es gleich aus – in unserer Ausstellung «Krieg und Frieden»!



Stv. Leiter Handschriftenabteilung

Das «Methodencafé» der ZB

Im neuen internen Weiterbildungsformat der ZB, dem Methodencafé, erproben wir neue Arbeitsweisen und -techniken.

Was ist das Methodencafé?

Einmal im Quartal sind alle Kolleginnen und Kollegen eingeladen, zu einem Thema oder einer Fragestellung den gesamten Ideenfindungsprozess durchzuspielen. Wir vom Methodencafé-Team stellen dafür jedes Mal verschiedene Methoden vor.

Machen statt Zuhören

Wir wärmen uns jeweils mit einer Aktivierungsmethode auf, entwickeln viele Ideen mit einer Entwicklungsmethode und denken die besten davon mit einer Ausarbeitungsmethode weiter. Die erarbeiteten Ideen sind in diesem Moment zweitrangig, wir wollen die Methoden kennenlernen und sie direkt anwenden. Uns ist es wichtig, einen Raum zu bieten, in dem die Teilnehmenden diese neuen Arbeitstechniken selbst erfahren können.

Top oder Flop?

Bücher nach jeder Ausleihe entsorgen und neu kaufen, Benutzende gratis und unbegrenzt drucken und kopieren lassen, Geschäftsautos für alle Mitarbeitenden. Diese Ideen entstanden mit der Entwicklungsmethode «Flip-Flop» beim Thema «Grüne Bibliothek». Statt direkt nach Ideen für eine nachhaltigere ZB zu fragen, haben wir uns überlegt, wie die ZB die Umwelt maximal belasten könnte. Durch den Umweg über diese destruktiven Ideen – der übrigens sehr viel Spass machte und für viele Lacher sorgte – entstanden viele hilfreiche Vorschläge: optimierte Beleuchtung in allen Räumen, Prämie für klimafreundlichen Arbeitsweg, Förderung von papierlosem Arbeiten und Home-Office. Wir waren beeindruckt davon, wie viele gute Ideen in kurzer Zeit zusammengekommen sind.

Weshalb brauchen wir überhaupt Kreativitätstechniken?

Aus unserer Erfahrung sind Ideen und Lösungen immer stärker gefragt, gerade weil Anforderungen und Rahmenbedingungen in vielen Arbeitszusammenhängen immer komplexer werden. Ob in Projekten, Teamsitzungen oder der Entwicklung neuer Services: methodisch vorzugehen, lohnt sich – für sich alleine und gemeinsam. Wir alle verbringen viel Zeit in Sitzungen, in denen wir uns in Details verlieren. Wir äussern oft erstmal unsere Bedenken mit einem «Ja, aber» oder geben uns mit der erstbesten Idee aus einem Brainstorming zufrieden. Dabei gehen viel Potenzial, Motivation und Zeit verloren. Und richtig zufrieden sind wir mit dem Ergebnis oft auch nicht. In den Kreativmodus zu wechseln, ist nicht schwierig und bringt Energie für frische Ideen.

Ein neues Weiterbildungsformat

Das Methodencafé ist ein niedrigschwelliges Angebot. Alle Kolleginnen und Kollegen sind eingeladen, teilzunehmen und mitzumachen, unabhängig von Funktion und Abteilung. Dadurch ergibt sich ein schöner Nebeneffekt: Wir können uns intern begegnen, uns austauschen und vernetzen, auch über Abteilungsgrenzen hinweg.

Von der Theorie in die Praxis

Ein wichtiger Teil jedes Methodencafés ist der Abschluss: Wir nehmen uns bewusst etwas Zeit, um gemeinsam zu überlegen, welche Methoden wir in unseren Arbeitsalltag integrieren können. So entsteht nach und nach ein Repertoire an Techniken und Methoden, mit welchem wir im Arbeitsalltag jederzeit ohne viel Vorbereitung in den Kreativmodus wechseln können.

Das Methodencafé in Zeiten von COVID-19

Bisher hat das Methodencafé davon gelebt, dass wir uns physisch in einem Raum getroffen haben. Gemeinsam haben wir grosse Blätter beschrieben und Post-Its auf Wände geklebt. In der Zeit, in der Teamsitzungen per Videokonferenz zur Normalität werden, ist es angezeigt, dass wir unseren persönlichen Methodenkoffer um digitale Werkzeuge erweitern. Auch was eine virtuelle Durchführung des Methodencafés angeht, werden wir in Zukunft einiges ausprobieren.




Leiterin Innovationsmanagement und Projektportfolio

Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin

Wo der Schuh drückt - Das Feedbackmanagement der Zentralbibliothek Zürich

«Hätte ich die Leute gefragt, was sie wollen, hätten sie ‘schnellere Pferde’ geantwortet.» Dieses Zitat stammt angeblich vom Autohersteller Henry Ford; erwiesen ist es nicht. Es verdeutlicht die Schwierigkeit, die Kundschaft zufriedenzustellen. Wenden wir die «Ford»-Methode an und gehen davon aus, selbst am besten zu wissen, was für unsere Benutzer/innen gut ist? Oder hören wir auf sie und erfüllen jeden Wunsch?

Bibliotheken haben sich lange schwer getan, auf ihre Kund/innen zu hören. Um im in diesem Punkt besser zu werden, haben wir in der Zentralbibliothek Zürich 2018 das Feedbackmanagement eingeführt. Als «Feedback» verstehen wir jede zweckbestimmte Meinungsäusserung (Lob, Beschwerde, Anregungen) über unser Angebot. Damit soll ein verstärkter Austausch mit den Bibliotheksbenutzer/innen stattfinden, was uns die Möglichkeit gibt, ihre Bedürfnisse zu erkennen und darauf zu reagieren. Wir wollen sowohl Mängel und Verbesserungspotential in unseren Angeboten erkennen als auch erfahren, welche Dienstleistungen gut funktionieren.

Den Finger draufhalten

Benutzer/innen können über E-Mail (feedback@zb.uzh.ch), ein elektronisches Formular oder auf Papier über unsere Feedback-Boxen mit uns in Kontakt treten. Indirekt sammeln wir auch Rückmeldungen aus den sozialen Medien und über unser Unternehmensprofil auf «Google My Business». Die Rückmeldungen werden von zwei Mitarbeiter/innen ausgewertet. Wir achten darauf, dass Feedbacks an die zuständigen Abteilungen gelangen, mögliche Massnahmen ergriffen und zeitnah beantwortet werden. Die statistisch erfassten Meldungen werden monatlich ausgewertet und wir machen auf wiederkehrende Themen aufmerksam, bei denen Massnahmen notwendig sind.

Taschenabgabe und Gratisversand

2019 sind 634 Meldungen eingegangen. Davon waren je ein Viertel Lob und Anregungen, etwas über 40 Prozent waren Beschwerden. Daraufhin ergriffene, kleinere Massnahmen sind zum Beispiel die Desinfektionsmittelspender, welche 2019 noch vor der Coronakrise mehrfach gewünscht und eingeführt wurden. Ein Dorn im Auge der Besucher/innen war die Abgabe der Taschen bei Kurzbesuchen. Als Reaktion darauf wurde beim Eingang eine Taschenablage eingeführt. Vor allem während des Lockdowns haben viele Benutzer/innen den speditiven Service verschiedener Abteilungen gelobt. Der in diesem Zeitraum angebotene Medienversand wurde nach mehreren negativen Rückmeldungen für Studierende und Angehörige der UZH kostenlos angeboten.

Häufige Wünsche oder Beanstandungen betreffen auch die Toiletten, das Raumklima, die Öffnungszeiten oder die Arbeitsplätze. Je nach Fall und Situation können die kritisierten Punkte nicht für alle befriedigend gelöst werden. Kleine Mängel an der Infrastruktur werden aber dank Rückmeldungen schnell behoben.

Feedbacks sollen zudem Inputs für benutzerorientierte Innovationen geben und als Basis für zukünftige Projekte dienen wie zum Beispiel Umstrukturierungen der Lern- und Arbeitsplätze.

«Vertraut euren Kunden!»

Wie es in einer Beschwerde eines Benutzers einmal hiess: «Trust your customers!» Wir müssen offen für Veränderungen sein und den Mut aufbringen, Fehler einzugestehen oder zu unseren Entscheidungen zu stehen. Ein Feedbackmanagement gibt uns die Chance, den Status Quo zu überdenken.



Feedbackmanagement

Library Science Talks - weltweiter Austausch über Bibliotheksfragen

Langzeitarchivierung, Marketingstrategien an der ETH Zürich und die Oodi in Helsinki sind drei Beispiele für Vorträge im Rahmen der Library Science Talks aus den vergangenen Jahren. Für diese Veranstaltungsreihe kommen jährlich sechs namhafte Expertinnen und Experten aus der Bibliothekswelt und der Informationswissenschaft, der Computerlinguistik und den Digital Humanities in die Schweiz. Sie folgen der gemeinsamen Einladung der Association of International Librarians and Information Specialists (AILIS), des CERN Scientific Information Service und der Zentralbibliothek Zürich. Daher finden die Library Science Talks stets nacheinander in Genf und in Zürich statt – auf Englisch oder in den beiden Landesprachen. Als öffentliche Veranstaltungen erweitern die Library Science Talks ihre Reichweite zugleich über die eigene Fachcommunity hinaus und sprechen je nach Thema auch ein grösseres Publikum an.

Spannende Einblicke in Bibliotheken weltweit

Das Spektrum ist breit, die Themen stammen aus wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken. Wir haben Beiträge zur Architektur wie die Vorträge zur Bürgerbeteiligung bei der Planung zur Oodi (Helsinki Central Library) von Tuula Haavisto oder zum Dokk1 in Aarhus von Marie Østergård gehört. Weitere Talks behandelten Managementfragen wie beispielweise das Marketing an der ETH-Bibliothek (Deborah Kyburz) oder die zielgruppenorientierte Erweiterung der Services in der «Knowledge & Learning Commons»-Initiative an der United Nations Library in Genf (Sigrun Habermann).

Neueste Forschungsergebnisse aus der Informationswissenschaft

Ein weiterer Schwerpunkt sind aktuelle Fragestellungen aus der Informationswissenschaft, Computerlinguistik und den Digital Humanities. Sie thematisieren etwa die Datengenerierung, Informationstechnologien und das Datenmanagement. Zur Veranschaulichung lassen sich das Text-, Daten- und Link-Mining in der Bibliothèque Nationale de France (Emmanuelle Bermès), das nationale Archivierungskonzept Kanadas (Gerald Beasley) oder der Konnex von Linked Data und nachhaltigem Publizieren an der Universität Ghent (Ruben Verborgh) nennen.

Internationales und schweizweites Netzwerk

In den letzten vier Jahren waren über zwanzig Vortragende aus dem europäischen Ausland, aus Übersee (USA und Kanada) sowie schweizerische Kolleginnen und Kollegen zu Gast. Die unterschiedlichen Perspektiven auf oft ähnliche Herausforderungen führen zu lebhaften Diskussionen und ermöglichen den Austausch mit der Community. Die Library Science Talks sind als etablierte Serie aus der Genfer und Zürcher Bibliotheksszene kaum mehr wegzudenken. Zugleich haben sie an Reichweite gewonnen, da die Talks seit 2019 aufgezeichnet werden und auf unserer Website zur Verfügung stehen.

Unsere Antwort auf Corona? Library Science Talks im Livestream

Das Frühjahr 2020 stellte mit den strikten Corona-Massnahmen auch die diesjährigen Library Science Talks kurz in Frage. Doch wir zögerten nicht lange und verlegten die Talks kurzerhand in den Livestream. So konnten wir sowohl den Kontakt zu den internationalen Gästen weiterhin pflegen als auch die Livediskussionen beibehalten. Zu unserer Freude war die Resonanz von Anfang an gross. Inzwischen erhalten wir gar Teilnahmeanfragen von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren aus Australien und den USA.

Tagung «Informationen – digital verpackt»

Nach der Sommerpause starten wir am 22. und 23. September mit einer zweitägigen Konferenz zum Datenmanagement und Informationstechnologien in die zweite Jahreshälfte der Library Science Talks. Das Programm finden Sie bald auf unserer Tagungshomepage: Seien Sie gespannt!



Leiterin Aus- und Weiterbildung

Die ZB während der Corona-Zeit – ein Blick zurück

Es ging alles ganz schnell: Am 13. März, einem Freitagnachmittag, gab der Bundesrat die Ausserordentliche Lage und die Schliessung von Kultur- und Bildungseinrichtungen für das Publikum bekannt. Die Leitung der Universität Zürich verfügte das Ende des Präsenzsemesters und die sofortige Umstellung auf digitale Lehre. Am Montag, 16. März, waren die Magazine der ZB noch geöffnet, es gab einen grossen Andrang, "Hamsterkäufe", um sich noch mit Literatur zu versorgen, und dann – war es vorbei.

Die plötzliche Stille

Seit nunmehr zehn Wochen ist es still im Lesesaal der ZB. Die Türen unserer Spezialsammlungen bleiben verschlossen. Das lebendige und mitunter quirlige Miteinander von Studierenden, Forschenden, Lesehungrigen, Lounge-Lektüre-Suchern und ZB-Expertinnen und -Experten ist zum Stillstand gekommen. Eine irritierende Stille, die es in der über einhundertjährigen Geschichte der Bibliothek noch nicht gegeben hat.

Wie funktioniert die Versorgung mit Büchern und Medien?

Einige Fragen drängten sofort: Wo arbeiten jetzt die Mitarbeitenden? Kann jeder ins Homeoffice wechseln? Wie muss die Arbeit dafür organisiert werden? Wie bringt man Kinderbetreuung und Konzentration auf Arbeitsaufgaben zusammen? Und wie kommunizieren wir? Nicht jeder hatte schon mit Videokonferenzen Erfahrungen gesammelt. Auf der anderen Seite brauchte es sofort eine Entscheidung, wie die Literatur- und Informationsversorgung aufrechterhalten werden konnte. Denn die Universität hatte das Semester ja nicht abgebrochen, sondern nur die Präsenz auf dem Campus aufgehoben. Studieren, lernen und forschen konnte und sollte man weiterhin – dafür brauchte es die Services der ZB in bewährter Qualität. Und auch die Öffentlichkeit benötigte weiterhin aktuelle und verlässliche wissenschaftliche Informationen, auch wenn die Bibliothek geschlossen blieb.

Postversand und E-Medien

Sehr schnell war uns darum klar, welche die Schlüsseldienstleistungen einer grossen wissenschaftlichen Bibliothek wie der ZB sein mussten: ein einfach und kostengünstig zu nutzender Direktversand von Büchern und Medien, ein effizienter Scanservice für Aufsatzliteratur, ein stark erweitertes Angebot an E-Medien ohne Benutzungshürden und eine weiterhin zuverlässige und barrierefreie Beratung und Auskunft. Und es sollte weiterhin möglich sein, Literatur zur Anschaffung vorzuschlagen – und diese auch im Lockdown zu erhalten.

Das zehnfache Volumen

Was folgte, war ein grosser Effort der Mitarbeitenden vor allem in unseren Serviceabteilungen wie Bestandslogistik, Kundenservice und Digitalisierungszentrum, aber auch in Supporteinheiten wie dem Gebäudemanagement, den Postdiensten und der IT. Diese Kolleginnen und Kollegen wurden weiterhin – unter Beachtung der Sicherheitsvorschriften – im Haus gebraucht und konnten nicht ins Homeoffice wechseln. Sie haben während dieser Wochen Ausserordentliches geleistet, unermüdlich und mit zunehmend stolzer Begeisterung dafür, dass sie «den Laden am Laufen halten» konnten. 

Der Dank vieler Nutzerinnen und Nutzer dafür hat sie gestärkt und durchhalten lassen. Die Anforderungen waren enorm: Die Zahl der via Postversand zugestellten Bücher stieg von sonst 150 bis 200 Einheiten pro Woche auf gegen 1500, bisweilen auch darüber. All dies musste mit der bestehenden Infrastruktur bewältigt werden. Möglich war dies nur durch Unterstützung von Mitarbeitenden, die sonst andere Aufgaben wahrnehmen. Aber auch im Hintergrund mussten die Arbeiten weiterlaufen, damit keine Bearbeitungsrückstände und keine Lücken bei der Erwerbung der aktuellen Literatur entstehen, wenn der reguläre Betrieb wieder beginnen würde. Unsere E-Medien-Spezialisten haben den Kontakt mit Anbietern und Verlagen gesucht, um möglichst viele Inhalte auf einfache Art und Weise zugänglich zu machen. Dabei sind uns die Anbieter immer wieder entgegengekommen.

Treue ZB-Leserschaft

Am 8. Juni machen wir den nächsten Schritt zurück zum gewohnten Service der ZB, wenn auch weiterhin mit Einschränkungen. Was nehmen wir aus dieser Zeit mit? Zunächst einmal Dankbarkeit für die Treue unserer Leserinnen und Leser zu ihrer ZB - und zugleich die Erfahrung, wieviele ZB-Kolleginnen und Kollegen sich für ihre Bibliothek auch unter schwierigen Bedingungen grossartig engagieren.

Digitalisierungsschub als Chance

Wie in vielen Unternehmen hat uns die Krise Mut gemacht, ohne Scheuklappen und pragmatisch an das Potenzial der digitalen Transformation heranzugehen und darin neue Chancen zu entdecken: Das gilt für die Formen unserer Zusammenarbeit und viele Abläufe und Prozesse, die auch schlanker und einfacher funktionieren, aber ebenso für die digitalen Services, die wir nun mit noch mehr Nachdruck ausbauen: in der Beratung und Vermittlung, bei Tools zum digitalen Studieren, zum forschenden Zusammenarbeiten und zum lebenslangen Lernen. Vor allem aber wollen wir die Inhalte noch vollständiger digital anbieten und den Zugang für alle öffnen.

Wir halten Kontakt zu Ihnen

Während der Corona-Zeit ist uns aber vor allem eines deutlich geworden: wie wichtig es ist, aktiv und umfassend mit Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern, zu kommunizieren. Und dies über viele Kanäle, um Sie dort zu erreichen, wo Sie sich gerade aufhalten: in den Sozialen Medien, auf unserer Website, im Chat oder in einer Veranstaltung, ob sie nun in der Bibliothek oder in Livestream und Videochat stattfindet. Der ZB-Blog auf unserer Website, dessen Auftaktbeitrag Sie hier lesen, ist ein neuer Baustein dafür. Schreiben Sie uns ihre Meinung dazu – und lassen Sie uns gerne wissen, worüber Sie an dieser Stelle gerne einmal etwas lesen würden.



Direktor der Zentralbibliothek

Das Stiefkind der Forschungsförderung: die Retrodigitalisierung

Mittlerweile sind Open Access und Open Data zentrale Paradigmen der wissenschaftlichen Kommunikation. Der freie Zugang und die nachhaltige Sicherung von Forschungsdaten stellen wichtige Aspekte des Forschungsdatenmanagements dar. Für die Förderinstitutionen wie den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) oder die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) haben Fragen zur Informationsinfrastruktur (wie eben Datensicherung und –zugang) zentrale Bedeutung und sind ein wichtiger Faktor für den Entscheid, ob ein Forschungsprojekt finanziell unterstützt werden soll.

Retrodigitalisierung als wichtige Aufgabe

Auffällig – oder vielleicht besser: irritierend – ist, dass ein Bereich von der Forschungsförderung sehr stiefmütterlich behandelt wird: die Retrodigitalisierung. Diese Form der Digitalisierung ist für viele geisteswissenschaftliche Editionsprojekte unabdingbar, die handschriftliche Dokumente digital zugänglich machen. Und auch für Museen, Archive und Bibliotheken – und selbstredend auch für die ZB - ist die Retrodigitalisierung eine wichtige Aufgabe, um dem Auftrag der Aufbewahrung, Sicherung und Präsentation von Kulturgut nachzukommen.

Bibliotheken als indirekte Forschungsförderer

Wissenschaftliche Forschungsprojekte, die Bedarf an Digitalisaten haben, können momentan bei den nationalen Förderinstitutionen keine oder nur geringe Beiträge für die Retrodigitalisierung beantragen. Das bringt Bibliotheken oder andere bestandshaltende Institutionen in eine Zwangslage: Denn die Projekte benötigen die Digitalisate, um das Vorhaben durchzuführen. Dies ist aber nur möglich, wenn Bibliotheken – wie etwa die ZB - den Projekten in dieser Situation entgegenkommen und die Scans ohne angemessene Kostenrechnung produzieren und abgeben. Bibliotheken werden dadurch (ungewollt) zu indirekten Forschungsförderern: ohne ihren Beitrag könnten Projekte nicht realisiert werden.

Vorbild DFG?

Die Förderpolitik der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist in diesem Bereich anders ausgerichtet: Seit Jahren schreibt sie ganz gezielt Digitalisierungsvorhaben aus (Bsp. Digitalisierung mittelalterlicher Handschriften oder historischer Zeitungen). Dies könnte auch für den SNF oder die SAGW als Vorbild dienen, den bislang vernachlässigten Bereich der Retrodigitalisierung in der Forschungsförderung besser zu berücksichtigen. Der Sache angemessen wäre es: Die Digitalisate stellen Grundlagen im Bereich der wissenschaftlichen Informationsversorgung dar und sind als weithin und vielfältig nachnutzbare Forschungsinfrastrukturen anzusehen.




Leiter Produktionsmanagement Digitalisierung

Kein Zugriff auf wissenschaftliche Artikel? Diese Tools helfen

Wer nicht über eine Universitätsbibliothek Zugang zu kostenpflichtigen wissenschaftlichen Artikeln hat, steht oft vor der sogenannten «Bezahlschranke»: um einen Text lesen zu können, muss man ihn bezahlen. Aber auch gut ausgestattete Bibliotheken wie die Zentralbibliothek können nicht alles lizenzieren und wichtige Inhalte bleiben für die Hochschulangehörigen verborgen.

Doch immer mehr wissenschaftliche Artikel werden von den Forschenden - zusätzlich zur Verlagsveröffentlichung - frei im Internet zur Verfügung gestellt. Und nun kommt das Beste: Es gibt Browser-Erweiterungen, die Sie beim Browsen auf frei verfügbare Versionen wissenschaftlicher Artikel hinweisen – kostenlos, ganz legal und ohne langes Suchen:

Stossen Sie beim Browsen auf einen wissenschaftlichen Artikel ohne Zugriff, prüfen alle drei Tools automatisch den alternativen Zugang aus über 25 Millionen frei verfügbaren Artikeln. Ist dies erfolgreich, erscheint im Browser automatisch ein Button, den Sie nur noch anklicken müssen, um zur freien Version zu gelangen. 

Das funktioniert sehr gut, in Einzelfällen kann der Hinweis aber auch mal fehlen. Zum Beispiel, wenn auf der Seite, auf der Sie sich befinden, der relevante Identifikator für einen Artikel fehlt. Dennoch sind die Erweiterungen eine sehr hilfreiche Sache – sie kosten nichts und machen keine Arbeit.

Warum gibt es frei verfügbare Versionen? Ein wenig Hintergrund zu Open Access

Die aktuelle Corona-Krise hat noch einmal mit aller Deutlichkeit gezeigt, wie wichtig der freie Zugang zu neuen und relevanten Forschungsergebnissen ist. Doch auch ohne Pandemie und Krise fordern Forschende, Bibliotheken und die Politik den unbeschränkten und kostenlosen Zugang zu wissenschaftlicher Information im Internet. Denn im bisherigen System zahlt die Öffentlichkeit mehrfach: Öffentlich finanzierte Bibliotheken müssen die Ergebnisse aus öffentlich finanzierter Forschung von privaten Verlagen kaufen, damit diese gelesen werden können.

In einer idealen Welt…

… wäre das Publikationswesen so gestaltet, dass Verlage nicht für das Lesen, sondern das Veröffentlichen vergütet werden. Dann wären alle Veröffentlichungen sofort für alle frei und kostenlos lesbar. Das ist das sogenannte «Goldene» Open Access. An diesem Ziel wird international und auf vielen Ebenen gearbeitet

Auf dem Weg dahin

Die sogenannte Transformation des Publikationswesens zu Open Access ist ein langer Weg – der auch einiges kostet. Bis dahin braucht es auch pragmatische Lösungen. Zum Beispiel können wie oben beschrieben Forschende ihre Arbeiten zusätzlich zur Veröffentlichung im Internet frei zugänglich machen, oft auf dem Publikationsserver ihrer Hochschule. Das ist das sogenannte «Grüne» Open Acces», dessen Nutzung mit den oben vorgestellten Tools unterstützt wird.

Auf der nationalen Ebene wird in der Schweiz das Ziel verfolgt, Open Access zum Standard zu machen: mit einer nationalen Open Access-Strategie wonach bis 2024 sämtliche Publikationen aus öffentlich finanzierter Forschung in Open Access zugänglich sein sollen. Dies ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu Open Science.



Koordination Open Access

Schweizer Filme entdecken - Drehbuchlesung mit Diskussion

Hat Sabine Boss beim Verfassen der berndeutschen Dialoge bereits die Stimme von Goalie-Darsteller Marcus Signer im Ohr? Finden sich diese Dialoge im fertigen Film telquel wieder?

Wie kommt Peter Luisi bei der Arbeit an Gottfried Kellers «Kleider machen Leute» auf die irrwitzige Idee, Beat Schlatter während einem Fussballspiel nackt aufs Feld zu schicken? Und was hat «Flitzer» mit Gottfried Kellers Novelle am Hut?

Was geht Micha Lewinsky durch den Kopf, wenn er für seinen brandneuen Film über den Fichen-Skandal den Titelsong von Franz Schnyders 1941 entstandenem «Gilberte de Courgenay» ausgräbt?

Flitzer – Moskau – Goalie

Dieses und vieles mehr diskutieren wir mit den Autor*Innen von «Dr Goalie bin ig», «Flitzer» und «Moskau Einfach!» ausgehend von Stellen, die sie aus ihren Drehbüchern vorlesen.

Dies zum einen, weil uns Wunder nimmt, wie Schweizer Filme entstehen. Dies aber auch, weil Drehbücher in Archiven und Bibliotheken ein Aschenbrödel-Dasein führen und es im filmaffinen 21. Jahrhundert höchste Zeit ist, sie aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken.

 Die Veranstaltung finden Sie hier.

Drehbücher, ein Kulturgut

Anders, als man annehmen möchte, sind Drehbücher keine schludrig verfassten Anleitungen für einen Film, sondern eine eigenständige literarische Gattung, verwandt dem Drama. Auch zeugen sie in mannigfaltiger Weise nicht nur von der Kreativität ihrer Verfasser, sondern als Kulturgut auch von der Zeit und der Gesellschaft, in der sie entstehen.

Die Zentralbibliothek Zürich sammelt in Zusammenarbeit mit der Zürcher Filmstiftung und der Cinémathèque seit knapp 20 Jahren Schweizer Drehbücher.

Im Rahmen der anlässlich des am 27. Oktober stattfindenden Welttag des Audiovisuellen Erbes organisierten Veranstaltung bietet die Zentralbibliothek eine einmalige Gelegenheit solche Drehbücher zu entdecken und drei der derzeit erfolgreichsten Schweizer Drehbuchautor*Innen kennen zu lernen. Damit wer die Filme nicht bereits kennt auch weiss, wie diese auf Leinwand aussehen, zeigt das Kino Stüssihof diese in Sondervorstellungen am Sonntag, 25. Oktober und Mittwoch, 28. Oktober.



Filmjournalistin und ZB-Fachreferentin für Film

Neue Ausstellungen und Veranstaltungen: Die Corona-Pause ist vorbei

In den letzten Monaten ruhte der Veranstaltungsbetrieb der ZB, aber nun geht es wieder los. Am 2. September 2020 wird unsere Ausstellung «Krieg und Frieden» zu den ikonischen Bilderchroniken der Schweiz ihre Türen öffnen. Und am 3. September starten wir mit dem Thema «Künstliche Intelligenz in der Medizin» eine neue Podiumsreihe. Ihr Name «Eschertalk» verweist auf den Gründer der ZB, Hermann Escher. Künftig wollen wir dem interessierten Publikum mehrmals jährlich Themen präsentieren, die an den Hochschulen erforscht werden und gleichzeitig von breitem gesellschaftlichem Interesse sind. Die zweite Veranstaltung im Dezember trägt den Titel «Alles nur Fake News? - Wie verändern Social Media die öffentliche Debatte?». Finanziert wird die neue Reihe von der «Gesellschaft von Freunden der ZB».

Drehbuchbattle und druckfrische Literatur

Weitere Leckerbissen erwarten Sie diesen Herbst: Beispielsweise eine Lesung des in Frauenfeld lebenden iraktischen Autors Usama Al Shahmani im Rahmen des Festivals «Zürich liest». Al Shahmanis Roman «In der Fremde sprechen die Bäume arabisch» ist auf grosses Interesse gestossen, Jetzt stellt er sein neues Werk «Im Fallen lernt die Feder fliegen» in der ZB vor. 

Zum Welttag des audiovisuellen Erbes Ende Oktober präsentieren wir eine «Drehbuchbattle». Haben Sie gewusst, dass die ZB alle Drehbücher von Schweizer Filmen sammelt? Unsere Fachreferentin ist auch Filmjournalistin und begrüsst an diesem Abend die Autorinnen und Autoren von drei Schweizer Komödien. Sie lesen aus ihren Drehbüchern vor und diskutieren über das Pointenschreiben. Die Details zu diesen und weiteren Events finden Sie in unserem Veranstaltungskalender.

Bitte anmelden

Natürlich sind weiterhin Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus nötig, und so muss man sich für alle Veranstaltungen auf unserer Homepage anmelden, auch wenn kein Eintritt verlangt wird. Unser neues Reservationssystem zeigt Ihnen an, ob noch Plätze frei sind für die gewünschte Veranstaltung. Über Ihren Besuch würden wir uns freuen! Und sollten Sie sich anmelden, dann aber doch verhindert sein, sind wir dankbar für eine Absage.



Leiterin Marketing und Kommunikation

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