Geschichte der Zentralbibliothek Zürich
Ereignisreich, eigenwillig, erratisch: Erfahren Sie mehr über die Geschichte der Zürcher Bibliotheken, von den Anfängen bis zur heutigen Zentralbibliothek Zürich.
Zugang zu Wissen für alle
Bereits im Mittelalter bestand in Zürich der Wunsch nach einer gemeinsamen Bibliothek. Bis es soweit war, dauerte es 900 Jahre: 1914 stimmte das Volk für die Zusammenlegung von Stadt- und Kantonsbibliothek zur Zentralbibliothek Zürich. Der Anspruch war, eine Sammlung aller Wissensgebiete anzulegen. Damit war auch die Basis für die Universitätsbibliothek gefunden.
Von der Stiftsbibliothek zur Kantonsbibliothek
Alles begann im Jahr 1259 mit der Bibliothek des Zürcher Chorherrenstifts. Nachdem ihr Bestand während der Reformation auf 470 Bände geschrumpft war, half der Humanist Konrad Pellikan. Er baute die Sammlung ab 1532 mit Büchern aus Kirchenbesitz und Schenkungen wieder auf. Bei seiner Auflösung 1831 besass der Chorherrenstift 3500 Bände. Sie wurden die Basis der Kantonsbibliothek.
Zürich bekommt eine Stadtbibliothek
1629 gründeten vier Zürcher Kaufleute in der ehemaligen Wasserkirche die Stadtbibliotheks-Gesellschaft. Die Stadtbibliothek sollte der breiten Bevölkerung Zugang zur Wissenschaft gewähren. Die Zürcher Bürgerinnen und Bürger spendeten ihre Schätze grosszügig und die Bestände wuchsen stetig. Die Stadtbibliothek hatte den Anspruch einer universellen Sammlung aller Wissensgebiete.
Kantonsbibliothek und Universitätsbibliothek
Seit der Gründung der Universität Zürich im Jahr 1833 gab es Zwist zwischen den Angehörigen der Universität und der Stadtbibliothek. Letztere beharrte darauf, nur Zürcher Bürgern Zutritt zu ihrer Sammlung zu gewähren. Das war inakzeptabel für die Universität. 1835 gründete sie die Kantonsbibliothek mit dem Auftrag, eine wissenschaftliche Sammlung für die Universität aufzubauen.
Endlich eine gemeinsame, zentrale Bibliothek
Um 1890 wurde der Ruf nach einer zentralen Bibliothek immer lauter. 1914 stimmten die Bürger mit deutlicher Mehrheit für die Zusammenlegung der Stadt- und Kantonsbibliothek zur Zentralbibliothek Zürich. Den Weg bereitete Hermann Escher, der in der Stadtbibliothek bereits den alphabetischen Zentralkatalog führte. Dieser verzeichnete erstmals die Bestände aller Zürcher Bibliotheken.
Stadt-, Kantons- und Universitätsbibliothek
Wie gross das Bedürfnis nach einer zentralen Bibliothek weiterhin war, zeigt die Erweiterung durch einen Neubau in den 1990er Jahren entlang der Mühlegasse: Sechs unterirdische Stockwerke wurden als Magazine eingerichtet. Für die Verwaltung wurde ein Gebäude am Seilergraben gebaut. Im Predigerchor befinden sich heute die Musiksammlung und die «Schatzkammer», unser Ausstellungsraum.