Gottfried Keller
Treten Sie ein ins Universum von Gottfried Keller, dem bedeutenden Schriftsteller und Ersten Staatsschreiber des Kantons Zürich.
Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Keller wurde 1819 in eine gesellschaftliche Pionierzeit hineingeboren. Die Industrialisierung und die politische Neugestaltung des Kantons Zürich und der Schweiz prägten die dynamische Epoche: Zürich wurde zur liberalen Wirtschaftsmetropole. Der wirtschaftliche und technische Fortschritt spiegelte sich künstlerisch im Realismus, dessen Ende um 1890 mit dem Todesjahr Kellers zusammenfällt.
Orte
Geboren und aufgewachsen in Zürich, zog es Keller bald nach Deutschland. In seinen Lehr- und Wanderjahren machte er Station in der damals bedeutenden Kulturstadt München (1840-1842), der Universitätsstadt Heidelberg (1848-1850) und der Theaterstadt Berlin (1850-1855). Die letzten 35 Lebensjahre verbrachte Keller als freier Schriftsteller und Staatsschreiber wieder in Zürich.
Maler
Gottfried Keller träumte zunächst von einer Karriere als Landschaftsmaler. Nach einer abgebrochenen Lehre und privatem Unterricht versuchte er, seine Ausbildung in München zu vollenden. Der Aufenthalt war künstlerisch inspirierend, Keller malte aber weitgehend autodidaktisch und die entstandenen Gemälde verkauften sich schlecht. Nach seiner Rückkehr nach Zürich gab Keller die Malerei als Beruf auf.
Dichter
Schreiben fiel schon dem jungen Keller leicht. Angeregt durch politische Gedichte des Vormärz versuchte er sich selber als Lyriker und Dramatiker. Berühmtheit erlangte Keller mit seinen autobiografisch gefärbten Novellen «Die Leute von Seldwyla» und dem Roman «Der Grüne Heinrich», die zum Realismus gezählt werden. Sie finden Kellers Werke in zahlreichen Ausgaben in der Zentralbibliothek. Tauchen Sie ein und lassen Sie sich verzaubern!
Gedruckte Werke von und über Gottfried Keller:
- Historisch-Kritische Gottfried Keller-Ausgabe (HKKA), Zürich 1996-2013, auch elektronisch: eHKKA
- Deutscher Klassiker Verlag, 1985-1996
- Winkler Verlag, 1978
- Hanser Verlag, 1956-1958
- Fränkel/Helbling, 1926-1949
- Ursula Amrein (Hg.): Gottfried Keller Handbuch, Stuttgart 2018
- Jakob Baechtold: Gottfried Kellers Leben, Stuttgart 1908
- Jakob Baechtold: Gottfried Kellers Leben, überarbeitet von Emil Ermatinger, erstmals 1915-1916, in der Ausgabe Zürich 1978
Verfilmungen:
Vertonte Gedichte von Gottfried Keller finden Sie in unserer Musikabteilung:
Verschiedene Werke von Gottfried Keller sind online frei zugänglich als Text, Hörbuch oder Verfilmung:
Staatsschreiber
Vormärz und Liberalismus prägten die politische Haltung des jungen Keller: Er nahm an den Freischarenzügen gegen Luzern teil und betätigte sich als politischer Publizist. 1861 wurde Keller als Erster Staatsschreiber in die Regierung Alfred Eschers eingebunden. Das Amt verschaffte ihm endlich ein sicheres Auskommen und grosse gesellschaftliche Anerkennung.
Umfeld
Eine Ehe blieb Gottfried Keller verwehrt. Trotzdem spielten Frauen eine tragende Rolle in seinem Leben, besonders seine Mutter Elisabeth und seine Schwester Regula. Keller pflegte zeit seines Lebens auch einen grossen Freundes- und Bekanntenkreis, was sich in seinen Tagebüchern, autobiografischen Notizen und zahlreichen Briefen niederschlug.
Rezeption und Nachleben
Kellers literarische Werke gehören zu den interessantesten und humorvollsten des Realismus, seine Novellen zur Weltliteratur. Dies spiegelt sich in der anhaltenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit seinen Texten weit über den deutschen Sprachraum hinaus, in der Pflege seines Nachlasses und den vielfältigen Aktivitäten zur Bewahrung seines Andenkens.
Nachlass
Der Nachlass von Gottfried Keller ist in der Zentralbibliothek zugänglich. In der Handschriftenabteilung finden Sie den schriftlichen Nachlass, in der Graphischen Sammlung werden Kellers Gemälde und Zeichnungen aufbewahrt. Auch Kellers Privatbibliothek und Objekte gehören zum Nachlass. Viele der Dokumente sind digitalisiert und auch online einsehbar.
Gottfried Keller in der Schule
Kellers Texte waren bald auch Schullektüre und eignen sich bis heute für den Unterricht. In der Zentralbibliothek finden Sie einführende Literatur und Lehrmittel zu Gottfried Kellers Werken. Ebenso didaktische Studien, die Keller als Schulstoff erforschen.
Dr. Madeleine Boxler Klopfenstein, Fachreferentin/Liaison Librarian Germanische Philologie
Anita Gresele, Leiterin Abteilung Turicensia
März 2019, aktualisiert Juli 2024
Header-Bild: Gottfried Keller, gemalt von Frank Buchser, 1872. (ZB Zürich)