Mehr als Zeitplanung: Zürich-Kalender

Ein kleiner Ausschnitt unserer Sammlung von Kalendern aus und über Stadt und Kanton Zürich. (Bild: ZB Zürich)

Der digitale Terminkalender auf dem Handy, ein Abreisskalender auf dem Schreibtisch, im Wohnzimmer ein Bildkalender mit Fotos der Enkelkinder – Kalender begleiten uns bei der Arbeit und zuhause. Ihre Form scheint selbstverständlich, ist es jedoch nicht.

Über die Jahrhunderte stellten findige Drucker und Verleger unterschiedliche Arten von Kalendern her: kleinformatige und plakatgrosse Einblattkalender, preisgünstige Taschenkalender, Schreibkalender mit Raum für eigene Notizen oder Kalender speziell für «Frauenzimmer» – um nur einige Kalenderarten zu nennen.

Manche weisen mehr, andere weniger schmückendes, informatives und unterhaltendes Beiwerk auf. Bei den lange beliebten, jährlich erscheinenden Volkskalendern und Almanachen ist das Beigefügte so umfangreich, dass es zur Hauptsache und die «Kalender» zu Lesebüchern werden.

Der «Zürcherische Volks-Kalender» von 1879 bietet mehr als Monatsübersichten: einen Jahresrückblick, «Räthsel», Nachrichten, Gedichte und vieles mehr. (Bild: ZB Zürich)

Als Kantons- und Stadtbibliothek sammeln wir Kalender als Zeugnisse der Zürcher Gegenwarts- und Kulturgeschichte. Die Kalenderpublikationen erzählen von der Alphabetisierung der Zürcher Bevölkerung, von ihrem Informationsverhalten, ihren Interessen und ihrem Umgang mit der Zeit. Der berühmte Pestalozzi-Kalender verrät auch etwas über ihre pädagogischen Werte, während bebilderte Zürich-Kalender Stadt und Kanton Zürich natürlich von ihren schönsten Seiten zeigen.

- Stefanie Ehrler 

Arbeiterbewegung und Film in der Schweiz


Ab und zu entsteht in der Schweiz ein Spielfilm, der – wie jüngst Cyril Schäublins «Unrueh» – die Anliegen und Geschichte der Arbeiterklasse auf Leinwand bringt.

Zusammengekommen sind Schweizer Film und Arbeiterschaft allerdings nicht auf dem Parkett der Unterhaltung, sondern im Bereich des Dokumentarischen und der Sozialpolitik: 1931 stieg die Sozialdemokratische Partei der Schweiz erstmals mit einem Film – «Ein Werktag» von Richard Schweizer – in den Kampf und die Nationalratswahlen.

Das kam beim Volk derart gut an, dass diverse Arbeiterorganisationen den Film fortan für ihre Propagandazwecke zu nutzen begannen. Nachzulesen ist die Geschichte der sogenannten «Kampagnenfilme» in Stefan Länzlingers und Thomas Schärers 2009 erschienenem Buch «Stellen wir diese Waffen in unseren Dienst. Film und Arbeiterbewegung in der Schweiz».

Das Buch ist kurzweilig geschrieben und enthält eine kommentierte Filmografie. Daraus finden sich sieben Filme auf einer dem Buch beigelegten DVD, andere auf Memobase+. Diese können Sie im Lesesaal unserer Musikabteilung einsehen, der eine von schweizweit 50 Arbeitsstationen für die urheberrechtlich geschützten Filme auf Memobase+ beherbergt.

- Irene Genhart

Faszination Nachthimmel

Ausschnitt aus Eleonora Lutz, The Night Sky, 2019

Von jeher dienen auf der ganzen Welt die Sterne am nächtlichen Himmel der Orientierung, haben zu Märchen und Sagen angeregt und Prophezeiungen beeinflusst. All diese Himmelskörper, die mit blossem Auge am Firmament zu erkennen sind, hat Eleonora Lutz Ende Juli 2019 auf einem Kartenbild vereint. Mit den unterschiedlichen Farben der Sternzüge hat die in Data Science und Biologie promovierte Informationsdesignerin die Sternbilder und Sterngruppierungen von über 30 Kulturen visualisiert, so dass die Vielzahl von Tieren, Objekten und Figuren, die mit den Asterismen assoziiert werden, nebeneinanderstehen. Auffallend ist, dass es Bereiche gibt, wie zum Beispiel beim Kreuz des Südens, bei dem sich eine Vielzahl unterschiedlicher Sternbilder treffen und überschneiden, hingegen gewisse Himmelskörper in keinem oder nur im Sternbild einer Kultur erscheinen.

Wer die Vielfalt der unterschiedlichen Formen und Namen von Sternbildern entdecken möchte, lasse sich «The Night Sky» in der Kartensammlung vorlegen. Und wer dann der Faszination Nachthimmel gänzlich erliegt und sich seinen eigenen zeichnen möchte, studiere das Open-Source-Tutorial von Eleanor Lutz.

- Ylva Gasser

Zugang zum Online-Medienarchiv von Swissdox

Das Swissdox-Maskottchen Bosco zeigt, wie einfach man an Zeitungen rankommt (© 2021 Jonas Schocher / SMD)

Wie Bosco der Ameisenbär nur eine Zungenlänge von seinem Objekt der Begierde getrennt ist, so sind auch Sie nur einen Klick von Ihrer Lieblingszeitung entfernt. Da immer mehr Verlage entsprechende Lizenzen anbieten, können öffentliche Bibliotheken wie die ZB den Onlinezugang zu diversen Zeitungsplattformen bereitstellen. Dazu gehört auch Swissdox, ein Produkt der gleichnamigen Tochtergesellschaft der SMD Schweizer Mediendatenbank AG.

Swissdox deckt einen bedeutenden Teil der Nachrichtenmedien der deutsch- und französischsprachigen Schweiz ab. Enthalten sind die Artikel von tagesaktuellen Ausgaben und unterschiedlich weit zurückreichenden Archiven schweizerischer Tages- und Wochenzeitungen sowie zahlreicher Onlinemedien. Auch viele Zeitschriften und Titel aus den deutschsprachigen Nachbarländern sind vertreten.

Bisher war der Zugang zu Swissdox (Essentials) Angehörigen der Universität Zürich und Gästen vor Ort an den Geräten im Lesesaal der ZB vorbehalten. Neu steht der Zugriff allen Benutzenden mit einer Freischaltung für unseren kostenlosen Service PURA/SLSKey offen – am PC oder ortsunabhängig an mobilen Geräten. Die Anmeldung erfolgt auf der Swissdox Essentials-Seite über die Option «mit SWITCH edu-ID».

Für tiefergehende Recherchen zum Beispiel im Rahmen von Semester- oder Diplomarbeiten stellen wir auf Anfrage einen befristeten Account für Swissdox Pro bereit. Dieser bietet einige Extras gegenüber Swissdox Essentials, wie zum Beispiel das Senden von Artikel-Dossiers an die persönliche E-Mail-Adresse. Für grössere Forschungsprojekte mit Big Data Analysen steht Angehörigen von Schweizer Hochschulen Swissdox@LiRI zur Verfügung.

- Stephan Schmid

Von Angelika Kauffmann bis Thomas Hirschhorn

«Chateau de Laeken. Edwin Ganz, 19. I. 1903.» Fotograf unbekannt. <br>(Bild: ZB Zürich, FA Ganz 26)

Dass die Graphische Sammlung der ZB Kunstwerke hütet, ist bekannt. Doch wer über Kunstschaffende und Kunst forscht, tut gut daran, auch die vielfältigen Archivalien vom Mittelalter bis in die neuste Zeit in der Handschriftenabteilung einzubeziehen: vom umfangreichen Künstlernachlass eines Oskar Kokoschka, eines Johannes Itten oder einer Isa Hesse-Rabinovitch über die Tagebücher, Texte und Werkdokumentationen von Hermann Hubacher oder «Pitschi»-Erfinder Hans Fischer und einzelne Künstlerdossiers im Archiv der Galerie Susanna Kulli bis hin zum raren Einzelstück.

Da wären zuerst die Originalkunstwerke zu nennen: Buchmalereien in Gebetbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts, die noch längst nicht alle ihren Werkstätten zugeordnet werden konnten, Einträge in Freundschaftsalben, humorvolle Briefzeichnungen, kleinformatige Landschaftsaquarelle und Porträts oder Entwürfe zu künstlerischen Werken. Als Beispiele seien Johann Friedrich Overbeck, David Hess, Joan Miró und Jean Tinguely genannt.

Unsere Sammlung eigenhändiger Künstlerbriefe von Johann Heinrich Füssli und Angelika Kauffmann über Sophie Taeuber-Arp bis Thomas Hirschhorn dokumentiert Lebensstationen, Netzwerke und das Selbstverständnis dieser Kunstschaffenden. Zu nennen sind auch die Dokumente bedeutender Kunsthistoriker und -kritiker wie Gotthard Jedlicka, dessen Werk zurzeit neu ediert wird, SIK-Direktor Marcel Fischer und «DU»-Redaktor Manuel Gasser.

Wer Zeit in die Recherche investiert, kann bisher nicht Beachtetes entdecken. Manchmal ist es nur ein kleines Detail, das Aufschluss zur Biografie oder zum Stilideal gibt, beispielsweise die Unterschrift der Thurgauer Kunststudentin Martha Haffter im Gästebuch der Rudolf-Koller-Jubiläumsausstellung im Kunsthaus 1898. Manchmal wird ein ganzes Künstlerleben in einem Bündel Archivalien wachgehalten. Wir zeigen dazu eine Fotografie des in Zürich geborenen Militär- und Pferdemalers Edwin Ganz. Seine Briefe und Fotos zwischen 1888 und 1932 berichten das Wesentliche über seine heute vergessene Karriere in Belgien.

Gerne berät Sie die Handschriftenabteilung bei Ihren Recherchen zu Kunstschaffenden und zur Kunstgeschichte.

 - Monica Seidler-Hux

Ukrainekrieg

Seit zwei Jahren führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Russische Truppen versuchen mit schwerem Artilleriebeschuss, Luftangriffen und Bodentruppen das Land unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Krieg löste in Europa die grösste Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg aus und brachte grosses Leid über das osteuropäische Land. Ein Ende ist nicht absehbar.

Seither ist das Interesse an Personen wie Selenskyj oder Putin, aber auch an der allgemeinen Geschichte der Ukraine markant gestiegen. Selbst das Kiewer Reich des Mittelalters ist plötzlich ein Thema.  

In der Zentralbibliothek finden Sie viele Publikationen, die Ihnen umfassende Informationen zu all diesen Aspekten vermitteln. Schauen Sie vorbei!

- Roland Brülisauer


Erfolgreiche Literaturrecherche mit Lean Library


Ein neues Semester beginnt. Wissenschaftliche Arbeiten stehen an – oft verbunden mit umfangreichen Literaturrecherchen. Ein bedeutender Teil der Literatur ist heute online in Form von E-Books und Artikeln aus E-Journals zu finden. Ausserhalb des Netzwerks der ZB/UZH gestaltet sich die Recherche dabei oft schwierig, da nicht erkennbar ist, ob ein Artikel oder E-Book von der ZB/UZH lizenziert und im Rahmen unseres Online-Angebots unter Umständen kostenlos zugänglich ist.

Die Browser-Erweiterung Lean Library schafft Abhilfe. Schon bei einer einfachen Internetsuche weist Lean Library beim Aufrufen einer Verlagsseite darauf hin, falls die ZB bzw. die Universität Zürich Inhalte dieses Anbieters lizenziert hat. Durch einen Klick wird automatisch zur Anmeldeseite der UZH weitergeleitet und die gewünschten Dateien können heruntergeladen werden. Wie Lean Library eingerichtet wird, erfahrt ihr auf unserer Informationsseite.

Weitere Tipps für den Semesterstart findet ihr in früheren Beiträgen zu den wichtigsten E-Ressourcen und einer Buchreihe, die euch stark fürs Studium macht.

- Stephan Schmid

Fritz Pauli (1891–1968)

Fritz Pauli (1891–1968), Porträt Franz Schatzmann, 1925, Radierung und Kaltnadel (ZBZ, Graphische Sammlung, Schenkung der Erben Schatzmann / Copyright: Erben Pauli)

Der gebürtige Berner Künstler Fritz Pauli (1891–1968) gehört neben Ignaz Epper und Robert Schürch, mit denen er befreundet war, zu den drei grossen expressionistischen Vertretern in der Schweiz. Expressionismus meint, dass diese Kunstwerke eine übersteigerte und aufgewühlte Innenwelt abbilden, wie etwa in Paulis frühem Meisterwerk Gethsemane von 1917. Paulis Hauptarbeitsgebiet war die Druckgrafik, vor allem die Radierung. Bevor sich der Künstler im Tessin niederliess, arbeitete er von 1914 bis 1936 in seinem Zürcher Atelier im Kaspar-Escher-Haus.

Fritz Pauli fand bereits in der Zeit zwischen den Weltkriegen internationale Anerkennung. Seine Porträts, Landschaften und religiösen Themen überzeugen noch heute durch ihre technische Meisterschaft und ein intensives Formerlebnis. Die Kunstwerke zeichnen sich durch einen visionären Charakter, eine bisweilen geheimnisvolle Phantastik und durch einen von humanistischen Überzeugungen angetriebenen Impuls aus.

Fritz Pauli (1891–1968), Gethsemane, 1917, Radierung (ZBZ, Graphische Sammlung, Schenkung der Erben Schatzmann / Copyright: Erben Pauli)

Im Frühling 2023 erhielt die Graphische Sammlung der Zentralbibliothek Zürich von den Erben von Franz Schatzmann (1914–1961) dessen Sammlung als grosszügige Schenkung. Der Berner Buchbinder war ein früher Förderer und enger Freund des Künstlers und einer seiner bedeutendsten Sammler. Dieser wertvolle Bestand von rund 280 Zeichnungen und 520 Grafiken aus den Jahren 1907–1964 enthält einmalige Probe- und Zustandsdrucke, die den Katalog des graphischen Werkes des Künstlers zu vervollständigen halfen, wie der Autor Paul Freiburghaus 1982 festhielt.

Einer der Söhne von Fritz Pauli war übrigens der Architekt Manuel Pauli, der 1972/73 in Zürich die sogenannte Gemüsebrücke neu erbaute.

- Jochen Hesse

Aktuelles Recht im Alltag

Bild: Pixabay

In vielen Alltagsbereichen sind wir mit rechtlichen Fragen konfrontiert. Bei uns finden Sie aktuelle Ratgeber wie z.B. zu diesen Themen:

Das revidierte Erbrecht (seit 1. Januar 2023) reduziert den Pflichtteil der Erben, was eine höhere frei verfügbare Quote für den Erblasser ergibt. Dieser erhält dadurch mehr Spielraum, seinen Nachlass individuell zu gestalten. Hier finden Sie Bücher, die Ihnen bei der Erbschaftsplanung helfen.

Ob in der digitalen Welt unterwegs oder mit beiden Beinen im analogen Leben, täglich werden unsere Daten gesammelt und verwertet. Das neue Datenschutzrecht (seit 1. September 2023) soll unsere persönlichen Daten besser vor Missbrauch schützen. Erfahren Sie mehr über den Datenschutz.

Auch zu weiteren aktuellen Rechtsthemen wie beispielsweise zu Arbeits-, Familien- oder Mietrecht steht Ihnen bei uns nützliche Literatur zur Verfügung.


- Urs Brunner

Ein Rechtsbuch von europäischem Rang

Darf man von Nachbarbäumen herüberhängendes Obst ernten? Wie soll Diebstahl bestraft werden? Und wie der Betrug mit Massen oder mit Waagen? Solche und viele andere Fragen sind im Sachsenspiegel, dem ältesten deutschen Rechtsbuch, geregelt.

Eike von Repgow zeichnete zu Beginn des 13. Jahrhunderts die mündlich überlieferten Rechtsgewohnheiten im Auftrag eines Grafen auf und schuf damit zugleich eines der frühesten deutschen Prosawerke. Die Bestimmungen umfassen einerseits das in Sachsen geltende Recht der Bauern (Landrecht), andererseits das gesamteuropäische Lehnrecht, das die Ordnung der Feudalherren regelt.

Die Normen im Sachsenspiegel sind religiös begründet. In Paragraf 43 auf der hier abgebildeten Seite werden Sklaverei und Leibeigenschaft verworfen: Da der Mensch Gottes Ebenbild sei, gehöre er nur ihm und sonst niemandem.

Der Text ist in zahlreichen mittelalterlichen Handschriften überliefert und erschien 1474 zum ersten Mal im Druck. Die hier abgebildete Seite stammt aus einem Exemplar, das Anton Sorg 1481 in Augsburg gedruckt hatte und das sich im Besitz des Zürcher Säckelmeister Dominikus von Frauenfeld (gest. nach 1515) befand. Ein Zürcher Ratsherr schenkte das Buch 1635 der Stadtbibliothek Zürich.


- Christian Scheidegger

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