Johannes Itten
Johannes Itten was an important figure in Zurich’s post-war artistic and cultural life, whose teaching and theories on art have had an international influence. Join us on a journey via Vienna, Weimar, Berlin and the other places where Itten worked, ending in Zurich.
Johannes Itten in Zürich
Als sich Johannes Itten 1938 in Zürich niederliess, hatte der damals 50-Jährige bereits an vielen Orten gewirkt. Er kam nach Zürich, um die Direktion der Kunstgewerbeschule (heute Zürcher Hochschule der Künste) und des Kunstgewerbemuseums (heute Museum für Gestaltung) zu übernehmen. Ab 1943 besetzte er weiter auch die Leitung der Textilfachschule Zürich (heute Schweizerische Textilfachschule). Mit diesen Ämtern konnte Itten in Zürich die Arbeit weiterführen, die er 1938 in Deutschland auf Druck der Nationalsozialisten hatte aufgeben müssen.
In Zürich bot sich für Itten zudem die Gelegenheit, seine Beschäftigung mit ostasiatischer und afrikanischer Kunst unter Beweis zu stellen. Seit 1945 verhandelte er mit Baron Eduard von der Heydt über die Schenkung von dessen Sammlung aussereuropäischer Kunst an die Stadt Zürich. Itten richtete dafür das Museum Rietberg ein und bekleidete das Amt des Direktors bis 1956.
Nach seiner Pensionierung veröffentlichte Itten seine kunsttheoretischen Überlegungen und seine pädagogischen Konzepte in den erfolgreichen Büchern «Kunst der Farbe» und «Mein Vorkurs am Bauhaus». Die «Kunst der Farbe» wurde in den 1960er Jahren zum Bestseller und in viele Sprachen übersetzt.
Zürich war somit der Ort, wo Itten seine Kernkompetenzen, seine Erfahrungen und seine Interessen, die er an verschiedenen Lebensstationen entwickelt und gesammelt hatte, weiterführen und vollenden konnte.
In der aktuellen Forschung wird Ittens Wirken in Zürich in folgenden Projekten thematisiert:
Unter der Leitung von Prof. Thomas Sieber läuft derzeit an der Zürcher Hochschule der Künste ein Projekt, in dem Johannes Itten als Ausstellungsmacher und Museumsdirektor (im Kunstgewerbemuseum Zürich und im Museum Rietberg) unter dem Aspekt der kolonialen und nationalen Selbst- und Fremdkonzepte untersucht wird.
Am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Regensburg wird unter Leitung von Prof. Dr. Christoph Wagner seit vielen Jahren der schriftliche Nachlass Johannes Ittens wissenschaftlich ausgewertet und ein Verzeichnis des künstlerischen Œuvres erstellt. Die Werke der Zürcher Jahre sind im Band II des Catalogue raisonné enthalten, der 2021 publiziert worden ist. Ittens Wirken in Zürich wird zudem in einer in Regensburg entstehenden Dissertation untersucht.
Drei Schwerpunkte – Pädagogik, aussereuropäische Kunst und die Farbenlehre – werden im Folgenden genauer betrachtet.
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Pädagogik
Einer der zentralen Bestandteile von Ittens Kunstpädagogik ist der sogenannte Vorkurs. Dieses Probesemester entwickelte er über mehrere Jahrzehnte als Lehrer an diversen Bildungsanstalten, wie beispielsweise dem Bauhaus in Weimar. Stets erweiterte und verfeinerte er sein Bildungskonzept. 1939 führte er den Vorkurs auch an der Kunstgewerbeschule Zürich ein. Nicht nur dort, sondern auch an vielen anderen Kunstschulen, gehört er bis heute zum festen Bestandteil des Lehrplanes.
Der Grundgedanke ist dabei, dass die Schülerinnen und Schüler nicht einfach ein Repertoire von Formen und Regeln vermittelt bekommen, wie dies bis weit ins 20. Jahrhundert hinein an den Kunstakademien üblich war. Itten ging es darum, dass der Lernende selber schöpferisch tätig wird, dass sein Talent und seine Kreativität geweckt werden und sich entfalten können. Dabei standen das Experimentieren mit Materialien, die Befreiung von alten Vorbildern in der Kunst sowie das Finden einer eigenen Ausdrucksform im Zentrum.
Aussereuropäische Kunst
Ittens Bemühungen um die aussereuropäische Kunst prägten Zürich nachhaltig: Dass das Museum Rietberg 1952 eröffnet werden konnte, ist Johannes Itten mitzuverdanken. Mit grossem Engagement hatte er sich dafür eingesetzt, dass die Sammlung von Baron Eduard von der Heydt in der Villa Wesendonck einen dauerhaften Ausstellungsort bekommen konnte. Bis 1956 leitete er das Museum Rietberg, das einzige Museum für aussereuropäische Kunst der Schweiz.
Auch als Direktor des Kunstgewerbemuseums präsentierte Itten immer wieder afrikanische oder asiatische Kunstwerke der Öffentlichkeit. Gerade mit ostasiatischer Kunst und Philosophie setzte sich Itten auch künstlerisch auseinander. Die posthume Ausstellung «Tuschezeichen», die 1988/1989 im Museum Rietberg Zürich und in Heidelberg gezeigt wurde, widmete sich genau diesem Aspekt von Ittens Schaffen.
Farbenlehre
Nicht nur als Maler, sondern auch als Theoretiker beschäftigte sich Itten sein Leben lang mit der Farbe. Ganz besonders interessierten ihn die Gesetzmässigkeiten und Wirkungen von Farben. Seine eigenen Ideen bauen auf denen anderer Farbtheoretiker auf, darunter Philipp Otto Runge, Wilhelm von Bezold, Eugène Chevreul und Adolf Hölzel.
Im Zürcher Kunstgewerbemuseum präsentierte Itten seine farbtheoretischen Ideen im Jahr 1944 erstmals der Öffentlichkeit und stellte sie in den Kontext von Natur, Kunst, Wissenschaft und Technik. Der Drucklegung seiner Farbenlehre widmete er sich intensiv nach Eintritt in den Ruhestand 1956. 1961 konnte sein theoretisches Hauptwerk «Kunst der Farbe» im Otto Maier Verlag in Ravensburg erscheinen. Die Publikation wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und beförderte damit die internationale Rezeption Ittens. Noch heute wird Ittens Farbenlehre an Kunsthochschulen weltweit unterrichtet.
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Lebenslauf
Nachlass
Digitalisat)">Der schriftliche und kunsttheoretische Nachlass Johannes Ittens befindet sich in der Zentralbibliothek Zürich. Dieser wurde im Rahmen des Projekts «Itten vernetzt» für die Forschung erschlossen und bereitgestellt. Die Dokumente können über das Archivportal ZBcollections online recherchiert und vorbehaltlich rechtlich und konservatorisch bedingter Zugangsbeschränkungen im Lesesaal der Handschriftenabteilung eingesehen werden.
Weitere bedeutende Bestände zu Johannes Itten sind in folgenden Institutionen zu finden:
Zürich
- Archiv des Museums Rietberg: Gründungsakten des Museums; Korrespondenz zwischen Johannes Itten und Eduard von der Heydt
- Archiv der Zürcher Hochschule der Künste: Dokumente der Kunstgewerbeschule und des Kunstgewerbemuseums Zürich, teilweise digital verfügbar im eMuseum.
- Schweizer Radio und Fernsehen (SRF): Beiträge zu Johannes Itten in Radio und Fernsehen, recherchierbar über Memobase
- Staatsarchiv des Kantons Zürich: institutionelle Dokumente der Textilfachschule Zürich
- Stadtarchiv Zürich: weitere Teilbestände des Museums Rietberg, der Kunstgewerbeschule und des Kunstgewerbemuseums Zürich
Bern
- Johannes-Itten-Stiftung (Sitz im Kunstmuseum Bern): künstlerische Tagebücher und frühe Werke Johannes Ittens
Ausland
- Bauhaus-Archiv Berlin: Korrespondenz zwischen Johannes Itten und Walter Gropius; institutionelle Dokumente des Bauhauses Weimar und Dessau
- Deutsches Textilmuseum Krefeld: Stoffe und damit in Verbindung stehende Dokumente und Objekte sowie Studien aus dem Unterricht (Schenkung Anneliese Itten)
- Klassik Stiftung Weimar: Prototypen der Möbelentwürfe Johannes Ittens
- Stedelijk Museum Amsterdam: Dokumente zu Ittens bekanntem textilen Kunstwerk «Velum»
Ein dreibändiges Werkverzeichnis mit weiterführenden wissenschaftlichen Informationen gibt einen vollständigen Überblick über das künstlerische Werk und den künstlerischen Nachlass Johannes Ittens: Band I zu den Werken von 1907 bis 1938 erschien zum Bauhaus-Jubiläumsjahr 2018, Band II zu den Werken aus den Zürcher Jahren 1939 bis 1967 im Herbst 2021 und Band III zu den textilen Arbeiten, Plastiken und kunsttheoretischen Schriften folgt 2023. Ab 2023 wird der Catalogue raisonné zudem als digitales Werkverzeichnis auf arthistoricum.net zugänglich sein.
Itten-Bibliothek
Die ZB verwahrt nicht nur den bedeutenden schriftlichen Nachlass Ittens, sondern auch die Itten-Bibliothek. In diesem Bestand von über 2000 Büchern und Broschüren sind Ittens Privatbibliothek, Ausgaben und Übersetzungen seiner Schriften, Ausstellungskataloge, Widmungsexemplare und Sekundärliteratur vereint. Zahlreiche Bände tragen Lese- und Gebrauchsspuren wie Adressangaben, Kauf- und Besitzinformationen, Widmungen, Randbemerkungen, Unterstreichungen und Zeichnungen.
Hinweise zur Recherche: Die Bücher und Broschüren der Itten-Bibliothek sind über swisscovery findbar. Bei einer Suche nach der Signatur «Itten» und einer Einschränkung des Suchbereiches auf die Zentralbibliothek Zürich werden sämtliche Exemplare angezeigt. Eine voreingestellte Suchabfrage finden Sie unter diesem Link.
Bei Vorliegen eines Benutzerausweises können die Bände anschliessend direkt via swisscovery bestellt und innerhalb einer angegebenen Frist im allgemeinen Lesesaal oder Rara-Lesesaal eingesehen werden.
Für inhaltliche Fragen zur Itten-Bibliothek kontaktieren Sie PD Dr. Lothar Schmitt, Fachreferent für Kunstgeschichte.
Projekt «Itten vernetzt»
Im Rahmen des Projektes «Itten vernetzt» wurden die Dokumente im Itten-Archiv geordnet, konservatorisch geprüft und behandelt, archiviert und im digitalen Katalog (ZBcollections) beschrieben. Forschende können die Dokumente vorbehaltlich rechtlicher und konservatorischer Einschränkungen im Lesesaal der Handschriftenabteilung einsehen und Digitalisate bestellen.
In der zweiten Projektphase wurde eine Linked-Open-Data-Wissensplattform entwickelt, das Johannes Itten Linked Archive (JILA). Mit zusätzlichen Kontextinformationen und neuen Suchmöglichkeiten werden historisch und kunstwissenschaftlich Forschende besser unterstützt bei Ihrer Recherche im Bestand. Diese Plattform basiert auf offenen vernetzten Daten und Digitalisaten des Itten-Archivs, enthält Verknüpfungen zum digitalen Itten-Werkverzeichnis und steht über eine graphische Oberfläche den Forschenden zur Verfügung. Dokumente in JILA wurden zunächst auf e-manuscripta öffentlich verfügbar gemacht.
Für die technische Entwicklung arbeitete die ZB mit der Swiss Art Research Infrastructure (SARI) an der Universität Zürich zusammen. Zudem kooperierte die ZB für dieses Projekt mit dem Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Universität Regensburg und dem Fachinformationsdienst Kunst an der Universitätsbibliothek Heidelberg.
Literatur über Johannes Itten
Auf arthistoricum.net ist eine umfassende Bibliografie zu Johannes Itten online verfügbar. Die Bibliografie erfasst Forschungsliteratur zu Leben, Werk, Umfeld und Einfluss Ittens und wird regelmässig ergänzt.
Bild- und Textrechte
Bildrechte für den Abdruck künstlerischer Werke Johannes Ittens sind für die Schweiz bei ProLitteris einzuholen, für andere Länder bei der jeweiligen Verwertungsgesellschaft. Die Nutzung von urheberrechtlich geschützten Dokumenten aus dem Itten-Archiv für Ausstellungen, Publikationen u.a. bedarf einer Genehmigung. Weitere Informationen können über die Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich eingeholt werden.
Kontakt
Bei Fragen ist die Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich für Sie da.
Bildnachweise
Sämtliche Abbildungen auf dieser Website stammen aus dem Itten-Archiv der Zentralbibliothek Zürich, Signatur: Hs NL 11. Für die Genehmigung zur Veröffentlichung der Itten-Dokumente danken wir den Rechteinhabern. Wir haben uns bemüht, alle weiteren Inhaber von Urheberrechten ausfindig zu machen. Sollten dabei Fehler oder Auslassungen unterlaufen sein, bitten wir um Benachrichtigung.
Sämtliche Bilder und Fotos dürfen nicht ohne Abbildungserlaubnis weiterverwendet werden.
Christine Baur, Projektleiterin «Itten vernetzt»
Juni 2020, zuletzt aktualisiert Mai 2024